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Chris Froome visiert seinen ersten Sieg an der Vuelta an

(Keystone-SDA) Chris Froome unternimmt seinen 5. Versuch, endlich die Vuelta zu gewinnen. An der Spanien-Rundfahrt blieben dem vierfache Tour-de-France-Sieger bisher nur Ehrenplätze.

Wer das wichtigste Etappenrennen im Radsport, die Tour de France, derart beherrscht wie Chris Froome, der müsste auch an den etwas weniger bedeutsamen Prüfungen wie der Vuelta oder dem Giro d’Italia reüssieren können. Doch ganz so einfach ist es eben nicht. Allerdings war der Brite in Spanien immer vorne mit dabei. Dreimal belegte er Platz 2, einmal wurde er Vierter.

Am nächsten dran war Froome 2011, im Jahr seines Durchbruchs. Damals musste er (zu) lange seinem Landsmann und Team-Captain Bradley Wiggins zur Seite stehen. Am Ende fehlten ihm 13 Sekunden auf den Spanier Juan José Cobo. 2014 wurde Froome vom Spanier Alberto Contador auf Platz 2 verwiesen, und letztes Jahr verhinderte einzig Nairo Quintana seinen ersten Gesamtsieg. Der Kolumbianer, der sich – ohne Erfolg – auf den Giro und die Tour konzentriert hatte, fehlt diesmal in der Vuelta.

Noch nie hat ein Brite die Spanien-Rundfahrt gewonnen, geschweige denn zwei grosse Rundfahrten in einem Jahr. Froome wäre auch der erste Fahrer seit fast 40 Jahren, der die Tour und die Vuelta in einer Saison für sich entscheiden kann. Mit den Franzosen Jacques Anquetil (1963) und Bernard Hinault (1978) ist dieses Double erst zwei Fahrern geglückt. Damals war die Vuelta jeweils Anfang Mai zu Ende gegangen, Froome dagegen muss nur 25 Tage nach seinem Erfolg in Frankreich bereit sein.

Der in Kenia geborene Brite glaubt aber an sich: “Mir bietet sich eine Gelegenheit, die ich nutzen will. Bei meinen früheren Starts kam mir die Vuelta oft wie ein Anhängsel vor. Dieses Mal wird das nicht so sein. Ich bin mit diesem Rennen noch nicht fertig.”

Contadors letztes Rennen

In Spanien ist der Fokus in Abwesenheit des verletzten Alejandro Valverde auf Contador gerichtet. Der 34-jährige Madrilene bestreitet sein allerletztes Rennen, was er in Abwesenheit von Titelverteidiger Quintana mit der Startnummer 1 tun darf. Würde er gewinnen, käme er wie Landsmann und Rekordsieger Roberto Heras auf vier Erfolge in der Vuelta. Damit aber ist kaum zu rechnen. Zuletzt an der Tour musste sich Contador mit Platz 9 bescheiden.

Vermutlich droht Froome von den Italienern Vincenzo Nibali und Fabio Aru, den Vuelta-Gesamtsiegern von 2010 und 2015, die grössere Gefahr. Und auch der Franzose Romain Bardet, der erstmals an der Spanien-Rundfahrt startet, sowie der letztjährige Gesamt-Dritte Esteban Chaves aus Kolumbien werden als mindestens so stark eingeschätzt wie Contador.

Eines ist klar: Nur ein überdurchschnittlich guter Bergfahrer kann die 72. Auflage der Vuelta gewinnen. Nach der Tour de France mit ihren vielen Sprint-Ankünften steht eine Prüfung an, die den ebenfalls schon anforderungsreichen Giro d’Italia noch übertrifft, was die Zahl von Etappen und Bergankünften im schweren und mittelschweren Gelände anbelangt. Alleine in 8 der 21 Etappen können sich die Kletterer in einem Schlussanstieg austoben.

Gestartet wird die Vuelta im Ausland, was im Gegensatz zur Tour de France oder dem Giro etwas Aussergewöhnliches ist. Erst zum dritten Mal erfolgt der Auftakt ausserhalb Spaniens. Nach Lissabon 1997 und dem niederländischen Assen 2009 ist die Reihe an Nîmes in Südfrankreich, wo es am Samstag mit einem Mannschafts-Zeitfahren losgeht.

Nach den zuletzt erfolgten Absagen von Sébastien Reichenbach und Steve Morabito ist in der knapp 200-köpfigen Meldeliste noch ein Schweizer übrig geblieben: Kilian Frankiny, der 23-jährige Oberwalliser, der im Team von BMC seine erste Profisaison bestreitet und nun auch seine erste grosse Rundfahrt in Angriff nimmt. Der Mann aus Naters war Ende Juni Dritter der Schweizer Meisterschaft geworden. Siege auf höchstem Niveau hat er noch keine vorzuweisen. Bei BMC wird er primär als Helfer gefordert sein.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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