Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Damien-Hirst-Schauen in Venedig: wunderlich und gigantoman

Mit Skulpturen wie dem "Demon with Bowl" zelebriert Damien Hirst in Venedig das Gigantomane und Phantastische. Keystone/EPA/ANDREA MEROLA sda-ats

(Keystone-SDA) Um Damien Hirst war es etwas still geworden. In Venedig kehrt das britische Enfant terrible wieder ins Rampenlicht zurück: mit einer Doppelschau, in der Hirst Gigantomanie und seinen Mythos zelebriert.

Sie gleichen Sphinx und Ungeheuern, kämpfen mit Löwen und Schlangen. Auf ihren Rücken, Köpfen und Armen wachsen Korallen und haften Seemuscheln. Zehn Jahre hat Damien Hirst an den Werken gearbeitet, mit denen er in Venedig gleich zwei Museen bespielt.

Mit der Doppelausstellung kehrt der 51-jährige Brite nach längerer Kreativpause wieder in die Kunstszene zurück. Unter dem Titel “Treasures from the Wreck of the Unbelievable” zeigt Hirst rund 200 Werke, die ebenso verwirrend und rätselhaft sind wie der Titel.

Über das, was bis zum 3. Dezember in der Dogenstadt zu sehen ist, wurde bis zur Vernissage nur wenig bekannt. Verkündet wurde nur, dass Hirst Neues und bislang noch nie Gezeigtes präsentieren werde.

Nach seinen in Formaldehyd eingelegten Tierkadavern und seinen Schmetterlingsbildern sucht man tatsächlich vergeblich. Seinem Hang zur Gigantomanie und seinem Ruf als Enfant terrible der Kunstszene bleibt er sich jedoch treu.

Mythengestalten auf versunkenem Schiff

Für das, was zu sehen ist, braucht es Platz. Und den können nur wenige Museen in dieser Form bieten. Der “Dämon mit Schale” füllt das ganze Atrium des Palazzo Grassi aus. Mit seinen 18 Metern ragt der Riese bis unter die Glasdecke hoch.

Dem Giganten fehlen Kopf, einige Finger, sein Körper ist mit Korallen und Muscheln übersät. Auch die monumentale Skulptur “Der Krieger und der Bär” ist mit Korallen bedeckt. Denn Hirst erzählt in Venedig die Geschichte des Mythos um einen auf dem Grund des Meeres entdeckten Schatz, der von dem sagenumwobenen Handelsschiff “Apistos” (“Der Unglaubliche”) stammen soll.

Der Legende nach soll es voll beladen mit Kunstwerken im zweiten Jahrhundert nach Christus irgendwo zwischen dem Horn von Afrika und dem zum heutigen Tansania gehörenden Inselstaat Sansibar untergegangen sein.

Kritiker gespalten

Die Exponate stellen antike Göttinnen dar und Fabelwesen wie das Einhorn oder die Medusa. Gestalten und Kreaturen, von denen niemand weiss, ob es sie je gegeben hat, und von denen es lediglich Phantomzeichnungen gibt.

Wie immer spaltet Hirst die Kunstwelt. Die Fachkritiken reichen von kitschig, überzogen bis hin zu zynisch, originell, tiefgründig.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft