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Der Berner Eisenplastiker Bernhard Luginbühl ist nicht mehr

(Keystone-SDA) Bernhard Luginbühl ist am Samstag gestorben, wie seine Familie am Sonntagabend mitteilen liess. Der Berner Bildhauer zählt zu den bedeutendsten Schweizer Künstlern der Gegenwart. Der Eisenplastiker feierte am vergangenen Mittwoch seinen 82. Geburtstag.

1929 wurde er im Berner Lorrainequartier als Metzgerssohn geboren. Er war ein Künstler mit Bodenhaftung. “Jedes kleinste Ding hat für mich Bedeutung”, sagt er im Herbst 2003 anlässlich seiner Ausstellung im Museum Tinguely in Basel.

Dazu zählten nicht nur Eisenteile, sondern auch Schädel, Knochen, Skelette, Holzabfälle, gar Kanonen und Sturmgewehre. Sie alle wurden Teile seiner surrealen Ungeheuer.

Doch Luginbühl war nicht nur Eisenplastiker. Er war auch Grafiker, Lyriker und – vor allem in den 1990er Jahren – populärer Verbrennungskünstler. Sein Protest gegen die Zerstörung der Lebensgrundlagen ging dabei Hand in Hand mit einem ausgeprägten Sinn für den spektakulären, publikumswirksamen Event.

Zu seinem 70. Geburtstag etwa verbrannte er auf dem Zürcher Sechseläutenplatz die zehn Meter hohe Holzskulptur mit dem vulkanischen Namen “Popocatepetl”.

Monströse Werke

Luginbühls Werk ist wie eine Berner Schlachtplatte: üppig bestückt, überaus sinnlich und tonnenschwer. In seinem industriellen Zoo tummeln sich Fabelwesen wie “Stier”, “Sisyphus”, “Zyklop”, “Elefant”, “Giraffe”, “Atlas” oder “Skarabäus” und erzählen mit unheimlicher Wucht urweltliche Geschichten.

Dabei sind die Wesen ganz heutig: Schrottplätzen entwachsen. Dort suchte der Künstler zu Lebzeiten ihre Teile zusammen, um sie zu seinen Riesenskulpturen zusammenzuschweissen.

Die Liebe zum industriellen Abfall teilte er mit Schrottkünstlern wie Jean Tinguely oder Robert Müller. Mit ihnen teilte er auch die Anerkennung über die Landesgrenzen hinaus, wobei sich Luginbühl in Mötschwil im Emmental, wo er seit 1966 lebte, wesentlich wohler fühlte als auf dem internationalen Kunstparkett.

Sich der Vergänglichkeit bewusst

Dem Leben und seiner Vergänglichkeit war Luginbühl schon früh auf der Spur. In den 1950er Jahren schuf er dem damaligen Trend entsprechende, kleine geometrisch-abstrakte Eisenplastiken (“C-Figur” oder “Element”), begleitete sie aber mit lebensnahen Gebilden wie “Modell zur Kuh” oder “Roter Frosch”.

Luginbühl war zufrieden, wenn er arbeiten konnte – in den vergangenen Jahren mit tatkräftiger Hilfe seiner Söhne Basil, Jwan und Brutus, die ihn vom Schweissen entlasteten.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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