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Deutsche Polizei geht gegen organisierte Kriminalität vor

Mehr als 1000 deutsche Beamte führen eine Razzia im Rotlichtmilieu durch - es geht um Menschenhandel und Zwangsprostitution. KEYSTONE/dpa/AXEL VOGEL sda-ats

(Keystone-SDA) Die deutsche Bundespolizei hat im Zusammenhang mit ihrer gross angelegten Aktion gegen eine Bande im Rotlichtmilieu mehr als 100 Personen vorläufig festgenommen. Sieben Haftbefehle wurden vollstreckt, wie ein Sprecher der Bundespolizei am Mittwoch in Siegen sagte.

Viele dieser Personen seien in den durchsuchten Bordellen und Massagesalons angetroffen worden. In zahlreichen Fällen bestehe zumindest der Verdacht des illegalen Aufenthaltes.

Bei der Aktion der Bundespolizei sei in Siegen (Nordrhein-Westfalen) auch das Sonderkommando GSG 9 im Einsatz gewesen, weil nicht ausgeschlossen worden sei, dass Schusswaffen vorhanden waren, sagte der Sprecher. Es habe aber keine Zwischenfälle gegeben: “Der Einsatz ist ruhig verlaufen.”

Innenminister Horst Seehofer nannte die Grossrazzia der Bundespolizei einen beispiellosen Schlag gegen “ein bundesweit verzweigtes Netzwerk”. Viele hunderte Frauen und Männer waren der “menschenverachtenden grenzenlosen Profitgier” von Schleppern über Jahre und Landesgrenzen hinweg ausgeliefert, teilte Seehofer mit.

Deutsch-thailändischer Menschenschmuggelring

Mit einer gross angelegten Razzia geht die deutsche Bundespolizei in zwölf Bundesländern gegen organisierte Kriminalität vor. Im Fokus stehen gefälschte Visa, Menschenhandel, Zuhälterei und Zwangsprostitution von Thailänderinnen.

Es handle sich um die grösste Zugriffs- und Durchsuchungsmassnahme seit Bestehen der Bundespolizei, betonten mehrere Direktionen via Twitter. Landesweit sind weit mehr als 1500 Beamte im Einsatz. Mehr als 60 Wohn- und Geschäftsräume werden durchsucht. Hauptbeschuldigte ist nach Angaben der Bundespolizei eine 59 Jahre alte Frau aus Thailand, die in Siegen wohnt und dort verhaftet wurde.

Die Aktion gelte vor allem einer Bande im Rotlichtmilieu, deren Kern aus 15 bis 20 Personen deutscher und thailändischer Nationalität bestehen soll. Ihnen werde unter anderem Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung und Ausbeutung von Prostituierten vorgeworfen, sagte der Sprecher in Siegen.

Die mutmasslichen Täter sollen mehrere Hundert Frauen und Transsexuelle aus Thailand nach Deutschland eingeschleppt haben, um sie zur Prostitution zu zwingen. Die mutmasslichen Täter hätten nach bisherigen Ermittlungen einen siebenstelligen Betrag eingenommen. Durchsuchungen laufen demnach in Bordellen und Massagestudios.

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