Deutscher Sexualaufklärer Oswald Kolle verstorben
Berlin - Der in Deutschland als "Aufklärer der Nation" bekannt gewordene Journalist Oswalt Kolle ist tot. Der 81-Jährige starb bereits vor einer Woche, am 24. September in Amsterdam.
Sein Vater sei "nach längerer Krankheit am 24. September im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen", teilte Stefan Kolle am Freitag mit.
Die Trauerfeier fand gleichentags statt. "Wir haben heute sein erfülltes Leben in einer Trauerfeier im Kreise der Familie gewürdigt", sagte die Tochter von Kolles Lebensgefährtin Josee del Ferro.
Vorkämpfer der Aufklärung
Kolle, der am 2. Oktober 82 Jahre alt geworden wäre, war in den 60er Jahren in Deutschland ein Vorkämpfer der sexuellen Aufklärung und machte erfolgreich Filme zu dem Thema.
Kolle, der für seine Arbeit in Deutschland von Konservativen und Kirchenkreisen heftig kritisiert worden war, lebte seit 1969 in Amsterdam. "Liebe kann man nicht lernen, Sexualität sehr wohl", lautete sein Credo.
Seine Artikel, Bücher und Filme wurden auch in zahlreichen anderen europäischen Ländern veröffentlicht und gezeigt, wo sie in den 60er Jahren ebenfalls Kontroversen um Sexualität und Moral auslösten. Mit seiner Frau Marlies, die im Jahr 2000 starb, war Kolle jahrzehntelang verheiratet und hatte drei Kinder.
Ikone der sexuellen Revolution
Kolle wurde am 2. Oktober 1928 in Kiel als Sohn eines Psychiaters geboren und machte zunächst eine Ausbildung in der Landwirtschaft, bevor er seit Anfang der 50er Jahre als Zeitungs- und Zeitschriftenjournalist in Hamburg, Berlin und Frankfurt arbeitete.
Zur Ikone der sexuellen Revolution wurde er ab 1960 durch eine Reihe von Aufklärungsserien für die Illustrierten "Quick" und "Neue Revue", die er als freiberuflicher Autor verfasste. Sie trugen Titel wie "Deine Frau, das unbekannte Wesen".
Die Artikel erschienen später auch in Buchform. Kolles Bücher, zu denen auch "Das Wunder der Liebe" und "Der Mensch lebt nicht vom Geld allein" gehörten, erschienen in insgesamt zwölf Sprachen, darunter auf Chinesisch.
Kolles erster Aufklärungsfilm "Das Wunder der Liebe - Sexualität in der Ehe" hatte 1968 Premiere in den Kinos und wurde in ganz Europa zum Kassenschlager. In einigen Kantonen der Schweiz und in Belgien war er zunächst verboten.
Bis kurz vor seinem Tod habe Kolle an seinem letzten Buch "Sex - Die Zehn Todsünden" gearbeitet, schrieb sein Sohn. Das Buch solle im Februar erscheinen.