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Dior distanziert sich bei Modeschau klar von pöbelndem Galliano

(Keystone-SDA) Der Chef des französischen Modehauses Dior hat sich bei der Präsentation seiner Herbst- und Wintermode am Freitag klar von seinem entlassenen Stardesigner John Galliano distanziert. Galliano sagte seine eigene Modeschau am Sonntag ab.

Es sei für die Traditionsmarke Dior “sehr schmerzhaft”, mit den antisemitischen Pöbeleien des Modeschöpfers Galliano in Zusammenhang gebracht zu werden, sagte Sidney Toledano am Freitag in Paris.

Die Äusserungen des Modeschöpfers seien nicht hinnehmbar, “im Namen unserer Pflicht zur Erinnerung, im Namen aller Opfer des Holocaust, im Namen des Respekts für alle Völker, im Namen der Menschenwürde”, ergänzte Toledano in einem für die Branche höchst ungewöhnlichen Auftritt zu Beginn der Modeschau im Rodin-Museum.

Die Präsentation war die letzte mit Modellen des britischen Stardesigners, den Dior nach seinen Pöbeleien schnell entlassen hatte.

Am Ende der Schau traten statt des 50-jährigen Designers Galliano die Teammitglieder des Schneiderateliers in weissen Kitteln auf den Laufsteg.

Weniger Prominenz

Galliano hatte 15 Jahre lang den Stil der Traditionsmarke vorgegeben. Absagen für die Modeschau gab es laut einer Sprecherin nicht. Im Vergleich zu früheren Jahren war allerdings auch nur wenig Prominenz vertreten.

Die Modenschau seines eigenen Labels am Sonntag sagte Galliano ab. Die Modelle sollen lediglich im kleinen Kreis gezeigt werden, nicht auf dem Laufsteg.

Galliano war im Pariser Szeneviertel Marais mehrfach durch antisemitische Pöbeleien aufgefallen. In einem Video war er ausserdem in angetrunkenem Zustand mit der Äusserung “Ich liebe Hitler” zu sehen.

Der 50-Jährige, der sich deshalb vor Gericht verantworten muss, entschuldigte sich mittlerweile für sein Verhalten. Er versicherte aber, er habe nichts Rassistisches gesagt.

Als Nachfolger des Stardesigners, der derzeit ausserhalb von Paris eine Entzugskur machen soll, sind zwei Namen im Gespräch: der italienische Givenchy-Chefdesigner Riccardo Tisci und der französische Modeschöpfer Haider Ackermann, der seine eigene Marke entwirft.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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