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Eine Million Raver tanzen an Zürcher Street Parade

Eine Million Besucher tanzte an der 27. Street Parade rund ums Zürcher Seebecken mit. KEYSTONE/PATRICK HUERLIMANN sda-ats

(Keystone-SDA) Laut, bunt, schrill und viel nackte Haut: Die grösste Techno-Parade der Welt ist am Samstag durch Zürich gerollt. Rund eine Million Besucher tanzten bei der 27. Street Parade mit.

Dies teilten die Veranstalter am frühen Abend per Twitter mit. Damit knackte der Anlass nach 2001 und 2015 zum dritten Mal die Millionen-Grenze. Grund dafür dürften unter anderem die idealen Wetterbedingungen gewesen sein: Bei strahlendem Sonnenschein war es zwar warm, aber nicht zu heiss.

Der grosse Besucherandrang zeichnete sich bereits beim Warm-up ab, als um 13 Uhr die ersten Bässe und lauten Beats auf den acht grossen Bühnen entlang der Strecke los wummerten. Beispielsweise der Sechseläutenplatz, wo DJ-Grösse Paul Kalkbrenner auf der Mainstage Opéra auflegte, war gerammelt voll.

Auch die Einsatzkräfte waren bereits früh gefordert: Sie mussten immer wieder Wege sperren und so die Besucherströme umleiten. Damit wollten sie verhindern, dass sich zu viele Techno-Fans am gleichen Ort sammeln. Um 17 Uhr konnte das Areal beispielsweise nur noch via Region Bahnhof Enge betreten werden, wie die Stadtpolizei Zürich twitterte.

Dank sorgfältiger Planung und guter Beobachtung – vor allem auch aus der Luft – hätten die Massnahmen jeweils schon nach kurzer Zeit zum gewünschten Erfolg geführt und konnten aufgehoben werden, teilte die Stadtpolizei am Abend in einer ersten Zwischenbilanz mit.

Selbst die 28 Love Mobiles kamen wegen der vielen Besucher nur langsam voran. Die bunt dekorierten Trucks fuhren ab 14 Uhr eine zwei Kilometer lange Strecke rund ums Zürcher Seebecken ab – vom Utoquai via Bellevue, Quaibrücke und Bürkliplatz zum Hafendamm Enge.

“Friedliche Stimmung”

Jöel Meier, Präsident des Vereins Street Parade, schwärmte gegenüber Tele Züri von der diesjährigen Ausgabe. “Wir wurden überrannt, die Stimmung ist friedlich und es gab keine nennenswerten Zwischenfälle”, sagte er kurz nach 19 Uhr, als zwei Drittel der Street Parade vorbei waren. “Es ist so, wie wir uns die Street Parade wünschen.”

Auch die Stadtpolizei teilte die Ansicht einer weitgehend friedlichen Street Parade. Allerdings kam es bis 21 Uhr zu rund 30 Verhaftungen wegen verschiedener Delikte – vor allem Diebstahl und Betäubungsmittelhandel, heisst es in der Zwischenbilanz weiter. Ausserdem verzeichnete sie wegen Auseinandersetzungen vereinzelte Körperverletzungen.

Bunt und schrill

Die 27. Ausgabe stand unter dem Motto “Culture of Tolerance”. Damit demonstriere die Street Parade für ein gewaltfreies Miteinander – egal welcher Rasse, Hautfarbe, Religion, sexueller Ausrichtung oder Interessengruppe die Leute angehörten, teilten die Organisatoren im Vorfeld mit. Techno als tolerante Kultur sei zu einem wichtigen Bestandteil in der Gesellschaft gewachsen.

Ob für die Besucher das Motto im Vordergrund stand oder ob es ihnen lediglich um die Lust am Feiern ging, sei dahingestellt. Klar war jedoch, dass sie dank den über 200 DJs aus dem In- und Ausland, die alle auf eine Gage verzichteten, zumindest musikalisch auf ihre Kosten kamen.

Viele der Techno-Fans zeigten sich auch in diesem Jahr gerne bunt und schrill. “Je glänzender und auffallender, desto besser”, lautet die Devise. Zu sehen gab es beispielsweise viel Gold, Pailletten, Federn und kunstvolle Körperbemalungen.

Zwar trug die Mehrzahl der Besucher normale Strassenkleider – zu sehen gab es unter anderem aber auch Indianer, Pharaonen, Kobolde und die schon fast obligaten Polizisten. Die Zahl der verkleideten Teilnehmer ist im Vergleich zu den Vorjahren aber eher rückläufig.

Mehr Einsätze für Schutz & Rettung

Gegenüber dem Vorjahr um einen Drittel zugenommen haben dafür die Einsätze von Schutz & Rettung, wie sie in einer Zwischenbilanz mitteilten. Mehr Besucher und wärme Temperaturen seien unter anderem Gründe für die bis um 20.30 Uhr total 461 durchgeführten medizinischen Behandlungen. Laut Mitteilung dürfte die Zahl der Patienten und Behandlungen erfahrungsgemäss in der Nacht noch zunehmen.

Zu behandeln gab es bisher vor allem Schnittverletzungen, Schürfwunden, sehr viele Insektenstiche sowie Opfer von übermässigem Drogen- und Alkoholkonsum, wie es weiter hiess.

Ausserdem verzeichnete die Organisation zwei schwere Vorfälle: Ein junger Mann verletzte sich beim Kopfsprung von der Quaibrücke infolge des tiefen Wasserstandes und musste mit noch unbestimmten Kopf- und Nackenverletzungen ins Spital gebracht werden. Kurz nach 20 Uhr verletzte sich ein weiterer Mann bei einem Sturz aus grosser Höhe schwer. Auch er wurde mit noch unbestimmten Verletzungen in ein Spital überführt.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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