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Erfolgsstrategie eines Mais-Schädlings entschlüsselt

Eine Larve des Maiswurzelbohrers nagt an der nährstoffreichen Kronwurzel einer Maispflanze. Cyril Hertz sda-ats

(Keystone-SDA) Der Maiswurzelbohrer verursacht jährlich Schäden in Milliardenhöhe beim Maisanbau weltweit. Auch in der Schweiz wird er zunehmend zum Problem. Berner Forschende zeigen, warum der Schädling so erfolgreich ist.

Die Maispflanze bereitet sich selbst ihr Verderben: Sie scheidet Stoffe in den Boden aus, die Eisen binden. Dieses braucht der Mais für sein Wachstum. Gleichzeitig lockt er damit jedoch die Larven des Maiswurzelbohrers an. Davon berichten Forschende um Christelle Robert und Matthias Erb von der Universität Bern im Fachblatt “Science”.

Der Schädling ist immun gegen gängige Bekämpfungsstrategien und auch die Maispflanze selbst hat ihm wenig entgegenzusetzen, wie die Uni Bern am Donnerstag mitteilte. Die wichtigste Klasse von pflanzlichen Abwehrstoffen, die sogenannten Benzoxazinoide, können dem Maiswurzelbohrer nichts anhaben.

Im Gegenteil: Er wird von diesen Stoffen sogar angelockt und verwendet sie zur Selbstverteidigung. Das hatten Robert und Erb bereits in früheren Studien nachgewiesen. Nun decken sie mit Kollegen vom Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena weitere Details dazu auf.

Wegweiser zu leckeren Kronwurzeln

Junge Maispflanzen geben Benzoxazinoide in den Boden ab, die dort mit Eisen Komplexe eingehen. Diese Eisenkomplexe sind für die Pflanze leichter aufzunehmen; sie kann somit ihren Eisenbedarf besser decken. Genau diese Eisenkomplexe sind es jedoch, die den Maiswurzelbohrer den Weg zu den nährstoffreichen Kronwurzeln weisen, an denen er sich anschliessend gütlich tut – mit verheerenden Folgen für die Pflanze.

Der Schädling kann dank der Eisenkomplexe und mithilfe eines eigenen Enzyms auch seinen eigenen Eisenbedarf decken. Diese Erkenntnisse stellt die Pflanzenzucht vor ein Dilemma: Will man die Maispflanze widerstandsfähiger machen gegen den Maiswurzelbohrer, müsste man ihre Ausscheidung von Benzoxazinoide drosseln. Dadurch können die Pflanzen jedoch das Eisen im Boden schlechter umwandeln, um es biologisch verfügbar zu machen für ihr eigenes Wachstum.

Christelle Robert ist dennoch hoffnungsvoll: “Nun, da wir verstehen, wie sich der Maiswurzelbohrer im Boden orientiert, können wir uns auf die Suche nach Auswegen machen, um seinen Schaden zu verringern. Wir denken etwa darüber nach, ob wir die Eisenkomplexe als Lockstoffe benutzen könnten, um den Wurzelbohrer von den Maispflanzen abzubringen.”

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