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Ermittler vermuten systematisches Panschen im Dioxin-Skandal

(Keystone-SDA) Peking/Berlin – Im Dioxin-Skandal in Deutschland befürchten Ermittler, dass Futtermittel absichtlich gepanscht worden sind. Ein Versehen des Futterherstellers rückt immer mehr in den Hintergrund. Politik und Justiz halten ein kriminelles Vorgehen für immer wahrscheinlicher.
Die Staatsanwaltschaft Itzehoe geht dem Verdacht nach, dass der fehlbare Futtermittelhersteller Harles und Jentzsch belastete Vorprodukte möglicherweise systematisch so lange verdünnt haben könnte, bis der Dioxin-Grenzwert von 0,75 Nanogramm erreicht war.
Wie die Nachrichtenagentur dpa aus Behördenkreisen der beteiligten Bundesländer erfuhr, wurden von einem Produktionstag Mischproben beschlagnahmt, bei denen hohe Dioxin-Eingangsbelastungen immer weiter reduziert worden waren.
Damit das Labor nicht Alarm schlägt, seien die Proben als technische Fette deklariert und eingeschickt worden. Die Ermittler haben den Verdacht, dass der Eintrag über eine nicht registrierte Mischanlage im niedersächsischen Bösel erfolgte, die für Harles und Jentzsch betrieben worden sein soll.
Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner hält ein kriminelles Vorgehen für wahrscheinlich. Die Ministerin, die selbst im Kreuzfeuer der Kritik steht, kündigte am Mittwoch einen Aktionsplan zur Verringerung der Dioxin-Gefahr in Lebensmitteln an.
Verseuchtes Schweinefleisch
Am Mittwoch wurde zudem bekannt, dass – entgegen anderslautenden Angaben vom Dienstag – das Fleisch von rund 150 mit dioxinverseuchtem Futter gemästeten Schweinen doch in den Handel gelangt sein könnte. Ob das verdächtige Fleisch tatsächlich überhöhte Dioxinwerte aufwies, ist derzeit allerdings unklar.
Die an einen Grossschlachthof gelieferten Schweine stammen von einem inzwischen gesperrten Betrieb im Kreis Verden. Bei Probeschlachtungen waren überhöhte Dioxin-Werte gemessen worden. Der Landwirt hatte aber offenbar vor der Sperrung schon 150 mit verseuchtem Futter gemästete Schweine zu einem niedersächsischen Grossschlachthof gebracht.
Auch aus einem mittlerweile gesperrten Mastbetrieb in Sachsen-Anhalt ist möglicherweise dioxinbelastetes Schweinefleisch ausgeliefert und verkauft worden. Betroffen wäre die Region Nordbayern.

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