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Europäische Union beschliesst neue Strategie gegen Menschenhandel

(Keystone-SDA) Es ist die moderne Form des Sklavenhandels. Täter bringen Frauen und Kinder gegen ihren Willen in EU-Länder, wo sie als Prostituierte, Haushaltshilfen oder Bettler leben müssen. Die EU-Kommission will den Menschenhandel nun mit einer neuen Strategie bekämpfen.

Dazu gehören schärfere Strafen, eine bessere Kooperation von Polizei und Justiz über die Grenzen hinweg und speziell ausgebildete Expertenteams. Eine entsprechende Strategie stellte EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström am Dienstag in Brüssel vor.

“Mit unseren Massnahmen möchten wir in erster Linie sicherstellen, dass die Opfer Unterstützung erhalten und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden”, sagte Malmström zum fünfjährigen Aktionsplan.

Moderne Form der Sklaverei

Jedes Jahr werden Hunderttausende Menschen in die EU verschleppt, um als Prostituierte, Bettler oder Hausangestellte ohne Lohn zu arbeiten. Diese moderne Form der Sklaverei müsse gestoppt werden, erklärte Malmström.

Drei Viertel der Opfer müssen als Prostituierte arbeiten. Andere müssen schwere körperliche Arbeit verrichten, werden zum Betteln gezwungen oder zwangsverheiratet.

Meist sind die Opfer Frauen und Mädchen. Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) beziffert die Zahl der Opfer von Zwangsarbeit – inklusive sexueller Ausbeutung – weltweit auf 20,9 Millionen Menschen.

Richtlinie umsetzen

Viele Menschenhändler entgingen bislang einer Strafe, beklagte Malmström. So wurden im Jahr 2010 lediglich 1250 Menschenhändler in der gesamten EU verurteilt – Tendenz sinkend.

“Das ist wirklich ein Skandal”, sagte die EU-Kommissarin. Oft fehlten Beweise. Zudem seien die Strafen für Menschenhandel in der EU sehr unterschiedlich und reichten von einigen Monaten bis zu 20 Jahren Haft.

Die EU-Staaten haben bereits 2011 beschlossen, Menschenhandel härter zu bestrafen. Das Strafmass soll künftig in allen EU-Ländern zwischen fünf und zehn Jahren Gefängnis liegen. Diese EU-Richtlinie müsse bis April 2013 in allen 27 EU-Ländern in nationales Recht umgesetzt sein, sagte Malmström.

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