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Fehlt Holland erstmals seit 1984 an einer EM?

(Keystone-SDA) Zwei Runden vor Schluss der EM-Qualifikation sind Island, Tschechien, England und Österreich schon qualifiziert. Holland braucht fast ein Wunder, um die Barrage noch zu erreichen.

Bis am Dienstag werden noch 15 weitere Tickets für die Endrunde in Frankreich vergeben. Weitere acht Teilnehmer qualifizieren sich über die Barrage. Die Ausgangslagen in den neun Gruppen sehen wie folgt aus:

Gruppe A:

Island und Tschechien sind schon für die EM qualifiziert. Island mit seinen nur rund 330’000 Einwohnern wird im nächsten Sommer erstmals an einer grossen Fussball-Endrunde vertreten sein. Zum Kader der Insulaner gehört Birkir Bjarnason vom FC Basel. Genauso überraschend wie der Isländer Höhenflug ist die Depression des WM-Dritten Holland. “Oranje” kann nur noch auf die Barrage hoffen. Aber nur schon die Aufgabe, den 3. Schlussrang zu erreichen, wird alles andere als einfach für das Team des zum Chef-Trainer aufgerückten Danny Blind. Denn Holland, das noch in Kasachstan und gegen Tschechien anzutreten hat, muss aus den restlichen zwei Runden mindestens drei Punkte mehr holen als die Türkei. Den Türken könnte in die Karten spielen, dass sie in Tschechien und im heimischen Konya gegen Island auf Gegner treffen, die den Abschluss der EM-Qualifikation für Tüftelei nutzen könnten.

Gruppe B:

Leader Wales fehlt nur noch ein Punkt zum direkten Einzug in seine erste EM-Endrunde. Grösster Erfolg in der Verbandsgeschichte ist bislang die Viertelfinal-Qualifikation an der WM 1958. Gareth Bale von Real Madrid ist der Star des Teams. Sechs der neun Tore in dieser EM-Ausscheidung gehen auf sein Konto. Das von Chris Coleman betreute Wales überzeugte bislang auch defensiv. Der gesetzte Goalie Wayne Hennessey musste erst zwei Gegentore zulassen. Für den WM-Viertelfinalisten Belgien ist die EM-Teilnahme ebenfalls zum Greifen nah, denn ihm genügt zur Qualifikation ein Auswärtssieg am Samstag gegen den krassen Aussenseiter Andorra. Um den Platz in der Barrage dürften sich Israel und Bosnien-Herzegowina streiten.

Gruppe C:

Für Titelverteidiger Spanien ist die EM-Qualifikation nur noch Formsache. Die Iberer könnten nur noch in Gefahr geraten, wenn sie am Freitag das Heimspiel gegen Underdog Luxemburg nicht gewinnen würden. Von einem monumentalen Debakel in Logroño ist nicht auszugehen. Die Slowakei dürfte Spanien nach Frankreich begleiten. Denn die Equipe von Jan Kozak benötigt ebenfalls lediglich einen Sieg gegen Luxemburg, um alles klar zu machen. Die Slowakei hatte an der WM 2010 immerhin die Achtelfinals erreicht. Für die Ukraine könnte es ein Happy End geben, auch wenn sie auf dem 3. Platz verbleibt. Denn die Ukrainer dürfen gegenwärtig darauf spekulieren, dass sie als bester Gruppen-Dritter in die Endrunde einziehen.

Gruppe D:

Nach etwas zähem Start ist Weltmeister Deutschland inzwischen an die Tabellenspitze gestürmt. Die DFB-Auswahl braucht gegen Irland einen Punkt, um an der EM dabeizusein. Hinter den Deutschen sind die Polen klassiert. Sie stellen mit 29 Toren die statistisch stärkste Offensive der EM-Qualifikation. Bayern Münchens Star-Stürmer Robert Lewandowski ist mit zehn Treffern und vier Assists der Topskorer der gesamten Kampagne. Die Polen dürften daran interessiert sein, die EM-Teilnahme schon in Schottland zu sichern. Wenn ihnen das nicht gelingt, kommt es am Sonntag in Warschau gegen Irland zu einem Finale um Rang 2. Das viertklassierte Schottland droht die EM erneut zu verpassen.

Gruppe E (mit der Schweiz):

England, das als einziges Team der gesamten EM-Qualifikation noch ohne Punktverlust ist, ist bereits an der EM dabei. Die Schweiz befindet sich in der Pole-Position im Kampf um Platz 2. Der SFV-Auswahl würden vier Punkte aus den Partien gegen Underdog San Marino und Estland mit Sicherheit reichen, um das Ticket für die Endrunde in Frankreich zu lösen. Wenn sich die Schweiz keinen Ausrutscher leistet, wird der Starter in der Barrage aus dem Trio aus Slowenien (derzeit 3.), Estland (4.) und Litauen (5.) ermittelt.

Gruppe F:

Der einstige WM-Teilnehmer Nordirland hat als Leader beste Chancen, um im nächsten Sommer erstmals auch an einer EM-Endrunde dabei zu sein. Mit total zwei Punkten aus den Duellen mit Schlusslicht Griechenland und Finnland wäre das Team von Trainer Michael O’Neill nicht mehr aus dem EM-Feld zu verdrängen. Massgeblich beteiligt an der nordirischen Hausse ist ein Stürmer, der einst Erfahrungen in der Schweiz gesammelt hat. Kyle Lafferty, in der Saison 2012/13 beim FC Sion, hat sieben der insgesamt zwölf Quali-Tore erzielt. Ganz wichtig war zuletzt das 1:1 in der 93. Minute zuhause gegen den direkten Konkurrenten Ungarn. Platz 2 der Gruppe wird aktuell von den Rumänen gehalten. Sie sind noch ungeschlagen und haben erst ein Gegentor kassiert. Zuletzt spielten sie dreimal in Serie 0:0.

Gruppe G:

Österreich steht sensationell vorzeitig als Gruppensieger fest. Das Team von Marcel Koller gab bisher erst zwei Punkte ab, und zwar beim 1:1 zum Auftakt in Wien gegen Schweden. Seither feierte es sieben Siege (fünf davon mit nur einem Tor Differenz). Um weitere EM-Tickets buhlen aus dieser Gruppe Russland, Schweden und Montenegro. Die Russen haben noch ein Polster von zwei Punkten auf den Barrage-Platz, müssen aber das schwierigere Restprogramm bewältigen als der ärgste Konkurrent Schweden, der am Freitag in Liechtenstein antreten kann und am Montag Moldawien empfängt.

Gruppe H:

Trotz einem Zwischentief und teils minimalistischen Leistungen befindet sich Italien auf direktem Weg an die EM. In eine andere Richtung zeigte zuletzt der Weg der Kroaten. Sie mussten mit der 0:2-Niederlage beim direkten Konkurrenten Norwegen einen happigen Rückschlag einstecken. Nach drei sieglosen Pflichtspielen in Folge wurde Trainer Niko Kovac entlassen. Das Ruder herumreissen sollen nun Ante Cacic und der langjährige Leistungsträger in der Nationalmannschaft, Josip Simunic. Den Kroaten könnte in der Endabrechnung der Punktabzug zum Verhängnis werden, mit dem sie aufgrund rassistischer Vorfälle bestraft worden sind.

Gruppe I:

Portugal benötigt aus den ausstehenden Partien gegen Dänemark und Serbien maximal noch einen Punkt, um an der EM mit Sicherheit dabei zu sein. Die Dänen (zuletzt nur 0:0 in Armenien) sind zwar noch Zweiter, nach Verlustpunkten steht Albanien aber besser da. Wenn Dänemark heute in Portugal nicht gewinnt, stehen für die Albaner mit ihrer grossen Schweizer Fraktion alle Türen für die erstmalige Qualifikation für eine bedeutende Fussball-Endrunde offen. Die heutige Heimpartie in Elbasan gegen Serbien birgt allerdings viel Zündstoff. Das Hinspiel in Belgrad wurde nach Ausschreitungen und Provokationen abgebrochen – und inzwischen mit einem 3:0-Forfait-Sieg für Albanien gewertet. Für das Rückspiel gilt die höchste Sicherheitsstufe. 1500 Polizisten sollen aufgeboten sein. Serbische Fans durften offiziell nicht anreisen.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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