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Finalsieg von Deutschland gegen Chile

(Keystone-SDA) Nach dem WM-Titel 2014 gewinnen Deutschlands Fussballer auch den Confederations Cup. Im Final setzen sie sich in St. Petersburg dank eines Tors von Lars Stindl 1:0 gegen Chile durch.

Als der Copa-America-Titelhalter tief in der zweiten Hälfte an Schwung einbüsste und fortwährend die Nadelstiche der perfekt aufgestellten Deutschen zu spüren bekam, drohte in diversen Szenen der Kontrollverlust – nicht am Ball, sondern im mentalen Bereich. Arturo Vidal zettelte ein Handgemenge gegen seinen Münchner Teamkollegen Joshua Kimmich an, wenig später rammte Gonzalo Jara dem Leipziger Topskorer Timo Werner den Ellbogen ins Gesicht – Gelb statt Rot, trotz der Sichtung eindeutiger Video-Bilder.

Von der bewusst entfachten Unruhe auf dem Platz liess sich die zweite Garde des Weltmeisters nicht stoppen. Wie sie die heiklen Szenen überstanden und sich von der Hektik nicht fehlleiten liessen, spricht für die Qualität der Bundesliga-Professionals. Im unangenehmen Finish vor über 57’000 Zuschauern demonstrierte Löws verjüngte Mannschaft in jeder Beziehung Stabilität und Klasse zugleich.

Der Sturmlauf nach den grossen Worten

Chiles Pathos vor dem Gipfel mit dem Weltmeister oder besser mit den begabten Platzhaltern war unüberhörbar gewesen. Arturo Vidal, der unerschrockene und omnipräsente Schwerarbeiter mit der Bayern-Aura, schwärmte im Vorfeld von der Mentalität, von der nicht zu zähmenden Leidenschaft, vom puren Stolz, La Roja vertreten zu dürfen.

Und so wie sie sich angekündigt hatten, so traten sich zu Beginn tatsächlich auf: ohne Zurückhaltung, ohne Furcht, ohne Stillstand. Die Südamerika-Champions überrollten den Gegner in der Startviertelstunde nahezu. Keeper Marc-André ter Stegen überstand den Ansturm zunächst nur mit Glück und einigen Paraden in höchster Not.

Doch ausgerechnet die abgebrühteste Equipe des Turniers, mit über 1200 Länderspielen im Kollektiv, leistete sich mitten im Angriffsrausch einen verhängnisvollen Fehler: Der Ex-Basler Marcelo Diaz liess sich von Timo Werner an der eigenen Strafraumgrenze den Ball abnehmen, Lars Stindl schob den Querpass ins leere Tor (20.). Die chilenische Zwischenbilanz nach 11:2 Schüssen in der ersten halben Stunde fiel ernüchternd aus – kein Tor, aber in Rücklage.

Stindls Bewerbung

Erneut stand der 28-jährige Stürmer Stindl im Mittelpunkt. Der klassisch Spätberufene ist vier Wochen nach seinem Debüt in der DFB-Wahrnehmung bereits weit oben und bei drei (Turnier-)Toren angelangt. Der zweitälteste Akteur der eigens für die WM-Generalprobe zusammengestellten Gruppe überzeugte auf seine angestammte Art und Weise – angenehm schnörkel- und lautlos.

Stindl ist keiner wie beispielsweise Vidal, kein Lautsprecher, kein Mann der grossen Gesten, aber einer, der mit seiner Empathie und besonnener Team-Player-Haltung stabilisierend wirkt. Auf Charaktere wie ihn dürfte Löw auch in einem Jahr gerne zurückgreifen, Persönlichkeiten wie Stindl haben sich trotz erheblicher Konkurrenz in eine gute Position gespielt. “Für mich persönlich gibt es überhaupt keinen Verlierer in dieser Mannschaft, sondern nur Spieler, die profitiert haben und weitergekommen sind.” Löws Einschätzung trifft auf einen speziell zu: auf Stindl.

Deutschlands Jubeljahre gehen damit nahtlos weiter: Erst vor zwei Tagen hatte die U21 aus dem Land des Weltmeisters mit einem Finalsieg gegen Spanien den EM-Titel gewonnen. Auch Trainer Jogi Löw hebt seinen ohnehin schon beträchtlichen Status ein Jahr vor der WM-Endrunde weiter an. In seinem Palmarès fehlt nur noch eine EM-Goldmedaille.

Auch Trainer Jogi Löw hebt seinen ohnehin schon beträchtlichen Status ein Jahr vor der WM-Endrunde weiter an. In seinem Palmarès fehlt nur noch eine EM-Goldmedaille.

Telegramm:

Chile – Deutschland 0:1 (0:1)

St. Petersburg. – 57’268 Zuschauer. – SR Mazic (SRB). – Tor: 20. Stindl 0:1.

Chile: Bravo; Isla, Medel, Jara, Beausejour; Aranguiz (81. Sagal), Marcelo Diaz (53. Valencia), Hernandez; Vidal; Vargas (81. Puch), Sanchez.

Deutschland: Ter Stegen; Rüdiger, Mustafi, Ginter; Kimmich, Goretzka (91. Süle), Rudy, Hector; Stindl, Draxler; Werner (79. Can).

Bemerkungen: Beide Teams komplett. Verwarnungen: 59. Kimmich und Vidal (Foul und Unsportlichkeit), 65. Jara (Foul), 75. Vargas (Reklamieren), 90. Can und Bravo (beide Unsportlichkeit), 92. Rudy (Foul).

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