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Fotograf Toscani erregt Aufsehen mit Schamhaarkalender

(Keystone-SDA) Florenz – Mit einem Kalender mit Aufnahmen von weiblichen Schambereichen hat der italienische Skandal-Fotograf Oliviero Toscani erneut für Empörung gesorgt. Den Jahreskalender mit zwölf Nahaufnahmen von behaarten Venushügeln stellte Toscani am Donnerstag in Florenz vor.
Die Fotos hatte der 69-Jährige für eine Werbekampagne des italienischen Leder-Konzerns Vera Pelle aufgenommen. Der Kalender soll der nächsten italienischen Ausgabe des Magazins “Rolling Stone” beiliegen.
Der Kalender löste schon im Vorfeld heftige Proteste aus. Der Stadtrat von Florenz forderte Vera Pelle vergeblich auf, die Präsentation abzusagen. Es sei verletzend, Frauen allein auf ihr Geschlechtsorgan zu reduzieren, befand die Gleichstellungsbeauftragte der toskanischen Hauptstadt, Maria Federica Giuliani.
Roberta Gavagna von der Frauenbewegung Artemisia ärgerte sich, dass “wieder einmal mit Frauenkörpern Werbung getrieben wird”. “Will Toscani damit sagen, dass das Wesen der Frau in ihrem Geschlechtsteil liegt?”, fragte sie am Donnerstag empört.
Der Verband der freiwilligen Wettbewerbskontrolle (IAP) drohte mit seinem Bann, sollte Vera Pelle nicht den Kalender binnen zehn Tagen zurückziehen. Es sei nicht hinnehmbar, dass Frauenkörper mit dem gefärbten Leder eines “getöteten Tiers” gleichgesetzt würden, erklärte IAP.
Nicht Toscanis erster SkandalToscani kann die Aufregung nach eigenen Worten nicht verstehen. Er habe mit seinen Aufnahmen die “Scheinheiligkeit” der traditionellen Modefotografie blossstellen wollen, sagte der 69-Jährige der Nachrichtenagentur AFP.
Dabei “stöckeln Frauen auf hohen Absätzen und mit grellrot geschminkten Lippen über den Laufsteg und zeigen alles ausser ihrem Schamhügel, dem eigentlichen Zentrum der Verführung”. Seine Fotos seien alles andere als “teuflisch”, versicherte Toscani weiter: “Sie zeigen nur einen wunderschönen, gesunden Teil des Körpers”.
Der umstrittene Starfotograf sorgt mit seinen Werbekampagnen immer wieder für Aufruhr: Unter anderem zeigte er für Benetton einen Aids-Sterbenden sowie Todeskandidaten in den USA und fotografierte für eine Kampagne gegen Anorexie das völlig abgemagerte französische Model Isabelle Caro. Sie starb im vergangenen November an der Essstörung.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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