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Genfer Bevölkerung empfängt Calmy-Rey mit Applaus

(Keystone-SDA) Genf – Micheline Calmy-Rey hat am Sonntag ihre Wahl zur Bundespräsidentin in Genf gefeiert – anlässlich des traditionellen Festes der Genfer Escalade. Von der Bevölkerung wurde sie mit warmem Applaus empfangen.
Zunächst hatte die neue Bundespräsidentin sich eine Stunde lang den Fragen der Bevölkerung gestellt. Das eigens dafür aufgestellte Zelt fasste 1000 Menschen – hunderte weitere, die mit der SP-Bundesrätin auf Tuchfühlung ebenfalls gehen wollten, mussten draussen bleiben.
Später führte Camy-Rey den Escalade-Umzug durch die Innenstadt an. Danach hielten die scheidende Bundespräsidentin Doris Leuthard (CVP) sowie Calmy-Rey und weitere Politiker Reden in einem anderen Zelt – diesmal mit Platz für 5000 Menschen. Auch dieses war gerammelt voll, und es wurde gemäss dem SDA-Korrespondenten vor Ort grosszügig Wein ausgeschenkt.
Gegen aggressiven Polit-Stil
Calmy-Rey versprach in ihrer Rede , sie werde 2011 die Bundespräsidentin für “alle Schweizerinnen und Schweizer” sein. Sie wolle sich für eine “sichere, stolze, starke, solide und offene” Schweiz einsetzen. Sie bekannte sich weiter zur Konkordanz und zum Kollegialitätsprinzip im Bundesrat.
Sie zeigte sich beunruhigt darüber, dass in der Schweiz “ein immer aggressiverer und populistischer Polit-Stil” um sich greife, bei dem auch direkt auf den Mann oder die Frau gespielt werde. “Nicht alles ist in der Politik erlaubt”, mahnte sie. Die Schweiz könne nur verlieren, wenn in der Politik nur der Konflikt regiere.
Erstmals von Frau zu Frau
Leuthard betonte in ihrer Rede, dass dies das erste Mal sei in der Schweizer Geschichte sei, dass das Bundespräsidium aus den Händen einer Frau in die Hände einer weiteren Frau gelegt werde. Nationalratspräsident Jean-René Germanier (FDP/VS) sicherte Calmy-Rey seine Unterstützung zu. Auch er bedauerte die zunehmende Verhärtung der politischen Fronten.
Mit dem offiziellen Empfang am Sonntag bricht die Aussenministerin und künftige Bundespräsidentin mit einer langjährigen Tradition. Üblicherweise werden frisch gewählte Bundespräsidenten am Tag der Wahl mit einem Sonderzug in ihren Heimatkanton gefahren.
Die Wahl Camly-Reys fand am vergangenen Mittwoch statt. Mit 106 von von 189 gültigen Stimmen erzielte die Aussenministerin das schlechteste Resultat in der Geschichte des Landes.

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