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Gewalttätige Proteste in Brasilien halten an

(Keystone-SDA) In Brasilien halten regierungskritische Kundgebungen an und werden zunehmend gewalttätig. In Rio de Janeiro drangen Demonstranten am Mittwoch gewaltsam in ein Stadtratsgebäude ein.

Insgesamt beteiligten sich in der brasilianischen Metropole etwa 700 Menschen an einer Demonstration, zu der im Internet von einer anarchistischen Gruppe aufgerufen worden war.

Etwa 50 Teilnehmer drangen nach Angaben eines Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP in das Gebäude ein, das darauf von der Polizei abgeriegelt wurde.

Die eingedrungenen Demonstranten wurden gewaltsam vertrieben. Die Demonstration richtete sich gegen den Gouverneur des Bundesstaats Rio de Janeiro, Sérgio Cabral.

Tränengas und Festnahmen

Auch der Gouverneur des südwestlich von Rio gelegenen Bundesstaates São Paulo, Geraldo Alckmin, war Adressat einer Protestkundgebung. Zunächst demonstrierten am Dienstag rund 300 Menschen in São Paulo friedlich gegen Gouverneur Alckmin. Sie forderten dessen Rücktritt und eine Entmilitarisierung der Polizei. Die Demonstranten waren einem Aufruf des sogenannten Schwarzen Blocks im Internet gefolgt.

Die Situation geriet ausser Kontrolle, als etwa 50 Randalierer, die teilweise mit Hämmern bewaffnet und maskiert waren, begannen, die Schaufenster von Banken, Läden und Autogeschäften einzuschlagen. Es kam zu Plünderungen und mehrere Strassen wurden mit brennenden Mülltonnen blockiert.

In der Folge setzte die Polizei Tränengas ein. Mindestens zwei Menschen seien verletzt, rund 20 festgenommen worden, berichteten örtliche Medien am Dienstagabend. In der Avenida Paulista im Finanzdistrikt der Metropole wurden zahlreiche Sicherheitskräfte postiert. Bereits am Freitag war es bei Protesten zu Verwüstungen und Plünderungen gekommen.

In Brasilien gibt es seit rund zwei Monaten Sozialproteste, die zunehmend gewalttätiger werden. Im Juni waren Millionen Menschen auf die Strassen gegangen, um gegen Korruption und Verelendung zu protestieren. Der Zorn der Demonstranten richtet sich auch gegen Milliardenausgaben des Staats für Grossereignisse wie die Fussballweltmeisterschaft im kommenden Jahr und die Olympischen Sommerspiele im Jahr 2016.

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