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Gewerkschaften beunruhigt über Pläne von Tamedia

Tamedia-Gebäude in Zürich: Künftig wird es im Medienkonzern zwei Mantelredaktionen geben, die einen Grossteil der Zeitungstitel mit nationalen Artikeln beliefern. KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER sda-ats

(Keystone-SDA) Die Gewerkschaften Impressum und Syndicom zeigen sich besorgt um die Medienvielfalt in der Schweiz nach der Ankündigung des Medienkonzerns Tamedia, seine Redaktionen zu reorganisieren. Tamedia fasst seine nationale Berichterstattung in zwei Mantelredaktionen zusammen.

“Die aktuelle Situation ist sehr schwierig”, sagte die Zentralsekretärin von Impressum, Nathalie Weber, gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Um eine vielfältige Medienlandschaft aufrechtzuerhalten, genüge es nicht, den gleichen Inhalt über verschiedene Titel zu verteilen, schreibt Syndicom im einer Mitteilung vom Mittwoch. Die Unabhängigkeit der einzelnen Titel müsse garantiert werden – auf allen Kanälen.

Impressum zeigte sich vorsichtig erleichtert über die Ankündigung, dass keine Kündigungen vorgesehen sind. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass Abgänge nicht wieder besetzt werden, sagte Weber. Syndicom warnt vor einem schleichenden Stellenabbau, welcher einen weiteren “Aderlass” für die “zusammengesparten” Redaktionen bedeute.

Rückgang der Werbung

Die Mediengruppe Tamedia kündigte am Mittwoch an, ihre Zeitungsredaktionen neu aufstellen zu wollen. Zwei neue Redaktionen beliefern die Zeitungstitel mit Inhalten aus den Themenbereichen Inland, Ausland, Wirtschaft und Sport. Start ist am 1. Januar 2018.

In der Deutschschweiz und der Romandie entstehen zwei sogenannte Redaktionen Tamedia. In Bern, Lausanne und Zürich sind Kompetenzzentren vorgesehen. Grund für die Neuorganisation ist laut Tamedia der starke Rückgang der Werbeumsätze. Laut der Mitteilung sind keine Kündigungen vorgesehen.

Die deutschsprachige Redaktion wird Arthur Rutishauser als Chefredaktor führen. Er bleibt daneben Chefredaktor der “SonntagsZeitung”. Judith Wittwer übernimmt seine Aufgaben beim “Tages-Anzeiger” und wird dort Chefredaktorin.

Die Redaktion Tamedia in der Romandie wird Ariane Dayer führen. Sie bleibt weiterhin Chefredaktorin von “Le Matin Dimanche”. In ihrer Mitteilung schreibt Tamedia, dass die einzelnen Zeitungstitel ihre Redaktionen und Chefredaktoren behalten werden.

Diese Redaktionen versorgen die Zeitungstitel mit einer Mantelberichterstattung. “Die Kompetenzzentren werden die einzelnen Titel zum Teil auch mit massgeschneiderten Artikeln beliefern”, sagte Christoph Zimmer, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Tamedia, gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

“Le Matin” und “20 minutes” gehören nicht dazu

Nicht Teil der Tamedia-Redaktion in der Westschweiz wird die erst am Dienstag zusammengelegte Redaktion von “Le Matin” und “20 minutes”. Die gemeinsame Redaktion mit dem Namen “20 minutes & Le Matin” wird dem Unternehmensbereich Werbung und Pendlermedien unterstellt.

Einzig den Sport werden auch “20 minutes” und “Le Matin” aus der Tamedia-Redaktion für die Westschweiz beziehen. Bei den beiden Blättern wird auch der gemeinsame Newsexpress angehängt, der Inhalte für alle Newsportale der Tamedia-Titel in der Romandie produziert.

Ebenfalls am Dienstag wurde Claude Ansermoz als neuer Chefredaktor von “24 Heures” angekündigt. Er folgt auf Thierry Meyer, der bis Ende Jahr abtreten wird. Ansermoz war bislang stellvertretender Chefredaktor der Waadtländer Zeitung.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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