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Gilardoni verpasst Gold, gewinnt aber Silber

(Keystone-SDA) Marina Gilardoni schafft die Sensation nicht ganz: Die St. Gallerin fällt im letzten Durchgang der Skeleton-WM auf den 2. Platz zurück, gewinnt aber die erste Schweizer Medaille seit 2009.

Die deutsche Titelverteidigerin Tina Hermann machte im 4. Lauf ihren grossen Rückstand auf Gilardoni mit neuem Bahnrekord wett und distanzierte die Schweizerin noch um 22 Hundertstel. Bronze holte die Österreicherin Janine Flock.

Gold verloren oder Silber gewonnen? Die Frage stellte sich für Gilardoni nur kurz. Am ersten Tag war die ehemalige Bob-Anschieberin zweimal Bestzeit gefahren, auch nach dem dritten Durchgang und der zweitbesten Zeit lag sie mit 66 Hundertsteln Vorsprung auf Hermann deutlich in Führung. Die Nerven hielten angesichts der unverhofft guten Ausgangslage aber nicht ganz. Im letzten Lauf resultierte nur noch die siebt beste Zeit.

“Ich freue mich mega über die Silbermedaille”, machte sie im Interview mit dem SRF dennoch klar; mit einer kleinen Einschränkung: “Klar ist es etwas hart, nach drei Läufen Erste zu sein und dann noch auf den 2. Platz zu rutschen.” Sie zeigte sich aber selbstkritisch: “Ganz ehrlich, mein vierter Lauf hatte ein paar Rutscher zu viel, um gegen eine Tina Hermann mit Bahnrekord anzukämpfen.” Auch wenn man das immer auszublenden versuche, sie habe am Start natürlich schon mitbekommen, wie stark die nun dreifache Weltmeisterin Hermann gefahren war.

Nach der EM-Silbermedaille war Gilardoni auf einer ihrer Lieblingsbahnen als Mitfavoritin an den Start gegangen. Der in Siebnen im Kanton Schwyz wohnhafte “Adrenalin-Junkie”, wie sie sich selber bezeichnet, hatte aber die deutsche Konkurrenz auf deren Heimbahn als zu stark eingestuft und wollte lediglich viermal gut starten und fahren. Am Ende waren es drei überragende und ein mittelmässiger Lauf. Aber auch damit kann sie sehr gut leben.

Nach zwei harten Jahren wieder im Aufwind

Gilardonis vorheriges WM-Bestresultat war der 4. Platz von 2016. Die letzte Schweizer Medaille an Welt-Titelkämpfen hatte Gregor Stähli vor elf Jahren bei seinem dritten und letzten Weltmeistertitel geholt. Nachdem sie im Winter 2015/16 den Anschluss an die Weltspitze geschafft hatte, folgten für die kaufmännische Angestellte in einem Velo-Geschäft am Oberen Zürichsee zwei harte Saisons mit Rücken- und vor allem Bandscheibenproblemen. Erst im vorletzten Sommer konnte sie die Verletzungssorgen in den Griff bekommen und sich langsam wieder nach vorne orientieren. Gilardoni hatte ihr Athletiktraining umgestellt, den Schlittenausrüster gewechselt und im Letten Ivo Pakalns einen neuen Bahntrainer erhalten.

Nun kann sie wieder um Medaillen und Podestplätze mitfahren. “Die Änderungen im Athletik-, Material- und Coachingbereich zahlen sich nun aus”, freut sie sich. Dies zeigt sich nicht zuletzt am Start, vor den Rückenproblemen eine ihrer grossen Stärken. “Jetzt bin ich am Start wieder dabei, es ist für mich notwendig, in den Top 3 oder Top 5 zu starten.”

Damit kann Gilardoni, die am Mittwoch 33 Jahre alt wird, guten Mutes nach vorne schauen. Nächstes Jahr findet die WM in Lake Placid, noch vor Altenberg ihre erklärte Lieblingsbahn, statt, und danach locken die Olympischen Spiele in Peking.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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