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Haitis Ex-Diktator Duvalier könnte vor Gericht gestellt werden

(Keystone-SDA) Port-au-Prince – Der frühere haitianische Diktator Jean-Claude “Baby Doc” Duvalier ist am Dienstag von der Polizei in Haiti abgeführt worden. Er hielt sich nach seiner überraschenden Rückkehr nach 25 Jahren in einem Hotel in Port-au-Prince auf. Was mit ihm nun geschieht, ist noch unklar.
Duvalier wurde von Beamten zu einem wartenden Fahrzeug gebracht. Vor dem Hotel hatten sich zahlreiche Journalisten, Anhänger und Gegner Duvaliers versammelt. Es kam zu tumultartigen Szenen.
Gemäss Berichten eines dapd-Reporters schwieg Duvalier, als er abgeführt wurde. Seine Lebensgefährtin Veronique Roy habe über Fragen der Journalisten zu Duvaliers Verhaftung gelacht, hiess es weiter.
Ein Regierungsvertreter erklärte, der frühere Diktator solle von den Justizbehörden wegen des Verdachts der Veruntreuung vernommen werden. Dabei solle geklärt werden, ob sich Duvalier während seiner Herrschaft aus der Staatskasse bereichert habe. Vor seiner Verhaftung hatte sich der 59-Jährige offenbar mit Behördenvertretern getroffen. Worum es in den Gesprächen ging, wurde nicht bekannt.
Prozess ist möglichZuvor hatte der haitianische Regierungschef Jean-Max Bellerive verlauten lassen, ein Prozess gegen den zurückgekehrten Ex-Diktator sei möglich. “Jeder Bürger ist in Haiti der Gerichtsbarkeit unterworfen”, sagte Bellerive am Montag (Ortszeit) im Präsidentenpalast von Port-au-Prince.
Sollte nach Einreichung einer Anzeige ein Gerichtsverfahren in die Wege geleitet werden, werde die Justiz tun, was sie zu tun habe, ergänzte der Regierungschef.
Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte prüft diese Möglichkeit derzeit. Die Frage, ob die haitianischen Behörden in der Lage sind, Jean-Claude Duvalier anzuklagen, zu verhaften und vor Gericht zu stellen, werde zurzeit abgeklärt, sagte der Sprecher des UNO-Hochkommissars am Dienstag in Genf.
Amnesty International rief die haitianischen Behörden auf, Duvalier vor Gericht zu stellen. Den ehemaligen Diktator ungestraft davonkommen zu lassen, bereite den Weg für neue Menschenrechtsverletzungen, schreibt die Organisation auf ihrer Webseite.

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