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Happige Vorwürfe an Liechtensteiner Chefarzt wegen Sterbehilfe

(Keystone-SDA) Im Fürstentum Liechtenstein ist der Chefarzt des Landesspitals von seinem Stellvertreter der unerlaubten, aktiven Sterbehilfe bezichtigt worden. Ein interner Bericht des Spitals entlastet den Chefarzt. Weitere Untersuchungen sind im Gang.

Das Landesspital spreche dem Chefarzt das volle Vertrauen aus, vermeldete die Spitalleitung am Freitag. Das Spital in Vaduz war eigenen Angaben zufolge im September überrascht worden von polizeilichen Ermittlungen gegen Chefarzt Fritz Horber. Avisiert hatte die Polizei der stellvertretende Chefarzt, der seit etwas über einem Jahr am Spital arbeitet.

Nach Angaben des Landesspitals wurde Mitte September zusätzlich zu den Polizeiermittlungen eine interne Untersuchung angeordnet, um die schweren Vorwürfe zu klären. Diese Untersuchung habe zu einem eindeutigen Ergebnis geführt. Die Vorwürfe seien haltlos. Der Chefarzt werde im Bericht vollumfänglich und vorbehaltlos entlastet.

Das Spital schreibt, Medikation und Behandlung seien sachgerecht gewesen. Die an die Patienten abgegebenen Medikamente seien normal gewesen für palliativmedizinische Behandlungen.

Stellvertretender Chefarzt beurlaubt

Der Stiftungsrat und die Spitalleitung leiteten ausserdem eine Administrativuntersuchung durch einen externen Gutachter in die Wege, um eine Beurteilung der Verhältnisse von unabhängiger Seite zu bekommen. Über die Ergebnisse dieser Untersuchung soll informiert werden, sobald sie vorliegen.

Der Stiftungsrat des Spitals betonte am Freitag, er sei sehr erstaunt über die schwerwiegenden Vorwürfe an den Chefarzt und darüber, dass sie nicht der Spitalleitung oder dem Stiftungsrat zur Kenntnis gebracht worden seien. Auch darüber wurde eine Untersuchung eingeleitet.

Der Stiftungsratspräsident des Spitals, der frühere Regierungsrat Michael Ritter, erklärte am Freitag der Nachrichtenagentur sda, der stellvertretende Chefarzt sei bis zur definitiven Klärung der Situation beurlaubt worden. Ritter kann sich noch keinen Reim daraus machen, aus welchen Motiven der stellvertretende Chefarzt gehandelt hat.

“Wir spekulieren nicht”

Auf die Frage, ob allenfalls eine Chefarzt-Intrige am Spital in Vaduz im Gange sei, sagte Ritter: “Das wissen wir nicht, wir halten uns an die Fakten und spekulieren nicht.” Laut Ritter ist auch die Staatsanwaltschaft involviert. Wie in solchen Fällen üblich, würden die Vorerhebungen von der Staatsanwaltschaft geleitet und von der Polizei ausgeführt.

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