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Hausdurchsuchung bei L’Oréal-Milliardärin Bettencourt

(Keystone-SDA) Paris – Wegen der Finanzaffären um die L’Oréal-Milliardärin Liliane Bettencourt ist das Anwesen der reichsten Frau Frankreichs durchsucht worden. Untersuchungsrichterin Isabelle Prévost-Desprez habe die Durchsuchung im Pariser Nobelvorort Neuilly am Mittwoch veranlasst, hiess es in Justizkreisen.
Die Ermittlungen beziehen sich auf den Verdacht, dass der Künstler François-Marie Banier seine Freundschaft zu der 87-jährigen Hauptaktionärin des L’Oréal-Konzerns jahrelang ausgenutzt haben soll, um sich insgesamt rund eine Milliarde Euro von ihr zu erschleichen.
Bettencourts Tochter Françoise Meyers-Bettencourt hatte den Künstler angezeigt, weil er nach ihrer Darstellung die psychische Schwäche ihrer Mutter ausnutzt.
Bettencourt schenkte Banier seit den 90er Jahren Lebensversicherungen, Immobilien, Gemälde und Schecks im Wert von rund einer Milliarde Euro. Der Prozess gegen den Künstler in Nanterre bei Paris war im Juli vertagt worden.
Mehrere HausdurchsuchungenIm Umfeld von Bettencourt waren in den vergangenen Wochen bereits mehrere Hausdurchsuchungen vorgenommen worden, weil der Milliardärin ihrerseits Steuerhinterziehung in Millionenhöhe sowie illegale Parteispenden an die regierende UMP vorgeworfen werden.
Sie soll unter anderem eine illegale Parteispende in Höhe von 150’000 Euro für den Präsidentschaftswahlkampf von Nicolas Sarkozy im Jahr 2007 verteilt haben. Diese Ermittlungen laufen jedoch über eine andere Staatsanwaltschaft.
Unter anderem untersucht die Justiz, ob der jetzige Arbeitsminister Eric Woerth in seiner Zeit als Haushaltsminister von den massiven Steuerhinterziehungen wusste. Die Vorwürfe gegen Bettencourt waren auch durch heimliche Tonmitschnitte in ihrer Villa bekannt geworden.
Der Anwalt von Bettencourt, Georges Kiejman, bezeichnete die von Untersuchungsrichterin Prévost-Desprez angeordneten Untersuchungen als “parteiisch”. Über seinen Antrag auf Einstellung dieses Verfahrens soll das Berufungsgericht in Versailles am 14. September entscheiden.
Die Opposition in Frankreich wiederum hatte der Staatsanwaltschaft Nanterre parteiisches Verhalten zugunsten der konservativen Regierung von Sarkozy vorgeworfen.

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