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In Japan bleibt die Selbstmordrate auf jährlich über 30’000

(Keystone-SDA) Tokio – In Japan haben sich im vergangenen Jahr nach Polizeiangaben 32’845 Menschen das Leben genommen. Dies ergibt täglich fast 90 Suizide. Damit liegt die Zahl der Suizide in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt seit zwölf Jahren über der Marke von 30’000.
Auffallend sei dabei eine rasante Zunahme an Freitoden von Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, wie die nationale Polizeibehörde bekanntgab. Depressionen waren der häufigste Grund für Selbstmorde.
Die Zahl der Freitode, die auf den Verlust des Arbeitsplatzes zurückzuführen seien, erhöhte sich um 65,3 Prozent auf 1071, wie die Behörde weiter mitteilte. Die Regierung will die Zahl der Suizide in den kommenden Jahren deutlich reduzieren.
Die westlichen Vorstellungen über Freitod in Japan sind unter anderem durch Darstellung ritueller Freitode der Samurai beeinflusst. Tatsächlich hat Selbstmord in Japan eine lange Tradition.
Der rituelle Freitod Seppuku (im Ausland auch als Harakiri bekannt), bei dem der Bauch mit einem Schwert aufgeschlitzt wird, war während der Feudalzeit dem Stand der Samurai vorbehalten und stellte ein Privileg dar.
Der Samurai wollte dadurch seine Ehre und so die seiner Familie bewahren. Während im christlichen Glauben eine bewusste Selbsttötung eine schwere Sünde ist, kennt Japan solche religiösen Verbote nicht.
Die Urreligion der Japaner, Shinto, ist auf das Leben ausgerichtet und sagt nichts darüber aus, was nach dem Tod geschieht. Totenriten und die Bestattung folgen dem buddhistischem Brauch. Es herrscht die Ansicht vor, dass ein Mensch beim Ableben ungeachtet der Art des Todes in einen friedlichen Zustand übergeht.

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