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In Tunesien gehen erneut 1000 Menschen auf die Strasse

(Keystone-SDA) Obwohl in der tunesischen Übergangsregierung wichtige Ämter neu besetzt werden, kommt das Land nicht zur Ruhe. Die Menschen gingen erneut auf die Strasse, weil nach wie vor Gefolgsleute des ins Ausland geflüchteten Präsidenten Ben Ali an der Macht sind.

Die Proteste richten sich gegen Ministerpräsident Mohammed Ghannouchi, der als einer von drei Gefolgsleuten von Zine al-Abidine Ben Ali in der Übergangsregierung verbleibt. Mehr als 1000 Demonstranten forderten am Freitag vor dem provisorischen Regierungssitz in Tunis seinen Rücktritt.

Mehrere Verletzte

Bei Zusammenstössen zwischen Polizisten und Demonstranten seien im Zentrum von Tunis am Nachmittag mindestens fünf Personen verletzt worden, meldete die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf einen Notarzt. Polizisten setzten nach Angaben von AFP Tränengas gegen Demonstranten ein, die die Sicherheitskräfte mit Steinen bewarfen.

Am Donnerstag hatten die meisten Vertreter der alten Garde nach tagelangen Protesten die Übergangsregierung verlassen. Schlüsselressorts wie Verteidigung, Inneres, Äusseres und Finanzen werden neu besetzt.

Die Posten waren bisher mit Gefolgsleuten Ben Alis besetzt, die sich – neben Ghannouchi – jetzt nur noch in untergeordneten Rollen im Industrie- und Planungsministerium finden.

Situation stabiler

Der tunesische Aussenstaatssekretär Radhouane Nouisser sagte am Freitag in Addis Abeba (Äthiopien) der Nachrichtenagentur AFP, dass sich die Situation verbessert und stabilisiert habe. Nouisser vertritt sein Land beim bevorstehenden Gipfel der Afrikanischen Union (AU) in Addis Abeba.

Die Sicherheit in Tunesien sei wiederhergestellt, stellte Nouisser fest. Da der neue Aussenminister Ahmed Ounaïs zu beschäftigt sei, werde er am AU-Gipfel am Sonntag und Montag die Staatschefs über die jüngsten Entwicklungen in Tunesien unterrichten.

EU-Aussenministerin Catherine Ashton lud Ounaïs derweil zu Gesprächen nach Brüssel ein. Das Treffen finde wahrscheinlich am Dienstag statt, teilte die Sprecherin Ashtons in Brüssel mit.

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