Italienische Opernhäuser streiken gegen Kürzungen bei der Kultur
Rom - Musiker und Künstler auf den Strassen und geschlossene Opernhäuser: In Italien wird heute Dienstag gegen Einsparungen bei der Kultur gestreikt. Dutzende Aufführungen wurden gestrichen.
Die landesweite Protestaktion wurde von den Gewerkschaften ausgerufen, um gegen ein von der Regierung Berlusconi beschlossenes Dekret zu demonstrieren, das die Finanzierung der Opernhäuser stark kürzt.
Eine Demonstration fand am Vormittag vor dem Kulturministerium in Rom statt. "Für uns ist heute ein Trauertag", sagte eine Gewerkschaftssprecherin. Die Demonstranten schwenkten Plakate mit dem Slogan "Die Kultur ist in Italien tot und es fehlt das Geld für das Begräbnis".
Man protestiere gegen ein Land, in dem die Fernsehkultur regiere und Aufführungen in Theatern und Opernhäusern zum Tode verurteilt seien. Wegen des Protests war am Montag die Aufführung von Gounods "Faust" an der Mailänder Scala abgesagt worden.
Das Venediger Opernhaus La Fenice entschied sich für eine alternative Form des Protests und erlaubte den Zuschauern den Zugang zur Generalprobe für die Aufführung der Oper "The Turn of the Screw" von Benjamin Britten, die am Freitag Premiere hat. Weitere Protestaktionen sind in den kommenden Tagen geplant.
Die Regierung erklärte, dass Einsparungen bei den Opernhäusern notwendig seien. Die Gehälter für 5700 Mitarbeiter in den italienischen Theatern würden 340 Millionen Euro pro Jahr kosten, der Staat könne maximal 240 Millionen Euro garantieren. Der Ticket-Verkauf decke nur 19,88 Prozent der Ausgaben ab.
Die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat vor drei Wochen ein Sparpaket mit Ausgabenkürzungen im öffentlichen Bereich im Wert von 24 Milliarden Euro in zwei Jahren verabschiedet.
Mehrere Kultureinrichtungen, Stiftungen und Institute sollen ab sofort nicht mehr vom Staat finanziert werden. Die Ausgaben für die Kulturpolitik sollen bis 2012 um 50 Prozent gegenüber 2009 gekürzt werden.