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Junge Frau ersticht Mann – Expertin schätzt Rückfallgefahr hoch ein

(Keystone-SDA) Bern – Das Tötungsdelikt schockierte die ganze Schweiz: Im November 2008 lebte eine junge Frau ihre Gewaltphantasien aus und tötete im Berner Florapark einen Mann. Die psychiatrische Gutachterin hält das Rückfallrisiko der Täterin für hoch, wie sie am Freitag vor Gericht sagte.
Der eigentliche Prozess gegen die heute 24-jährige, mutmassliche Täterin beginnt erst im September. Da die Gutachterin dann aus terminlichen Gründen nicht an der Verhandlung teilnehmen kann, lud sie das Kreisgericht bereits am Freitag zu einer vorgezogenen Beweisaufnahme ein.
Die geständige Täterin leide an einer schweren, kombinierten Persönlichkeitsstörung mit emotionaler Instabilität und einer narzisstischen Komponente. Dazu kämen ausgeprägte Gewaltphantasien, kam die Gutachterin zum Schluss. Die Frau habe bereits eine lange Krankengeschichte.
Teile der Störung seien jedoch schwer beeinflussbar. Ausserdem gehe sie nicht davon aus, dass die Phantasien mit dem einmaligen Ausleben beendet seien. Die junge Frau habe ihr gegenüber geschildert, sie habe die Tat im Florapark positiv erlebt. Die Gutachterin schätzt deshalb die Rückfallgefahr als hoch ein, wie sie vor Gericht betonte.
Das Phänomen derartiger Gewaltphantasien sei selten und diagnostisch schwer einzuordnen. Momentan gebe es keine Therapieansätze, die verlässliche Erfolge brächten.
Die zur Tatzeit 22-jährige Schweizerin hatte in der Nacht auf den 18. November 2008 einen 52-jährigen Mann aus Sri Lanka erstochen. Die Polizei nahm die junge Frau noch vor Ort fest.
Der Polizei war die Täterin bekannt, weil sie verschiedentlich aus einer Klinik ausgebrochen war. Als 16-Jährige hatte sie zudem versucht, ihren Bruder mit einem Messer zu töten.

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