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Katholischer Frauenbund gibt sich selbstbewusst in Luzern

(Keystone-SDA) Der 200’000 Mitglieder zählende Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) hat am Samstag in Luzern sein 100. Jubiläum gefeiert. Seit seiner Gründung 1912 entwickelte sich der SKF von der folgsamen Organisation zum selbstbewussten Frauennetzwerk.

Das Aufmüpfige der im SKF organisierten Frauen zog sich wie ein roter Faden durch die Feier. Auch Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf betonte, wie wichtig für die Politik die vom SKF praktizierte “Politik des Einmischens” sei.

SKF-Präsidentin Rosmarie Koller-Schmid sagte, seit 1912 sei nicht nur vieles anders, sondern auch besser geworden. Die Frauen würden nicht mehr auf die drei K (Kinder, Kirche, Küche) beschränkt, sondern sie übernähmen in Gesellschaft und Staat Mitverantwortung.

Politikpionierinnen

Trotz des Wandels, die Schwerpunkte des SKF sind, wenn auch in anderer Form, die gleichen. Dazu gehört die Politik – die erste Nationalratspräsidentin, Elisabeth Blunschy-Steiner (CVP), war eine SKF-Frau, wie in Luzern nicht ohne Stolz erwähnt wurde.

Der Kampf um das Frauenstimmrecht zeigt auch die Entwicklung des SKF von der kirchenabhängigen zur emanzipierten Organisation. 1929 war der SKF noch gegen das Frauenstimmrecht, 1945 verhinderte das Veto des Bischofs die Ja-Parole, die 1957 erstmals ausgegeben wurde.

Weitere Schwerpunkte des SKF sind soziale und Bildungstätigkeiten. Heute gehören zum SKF zwei Hilfswerke (Elisabethenwerk, Solidaritätsfonds für Mutter und Kind), mit denen Frauen in der Dritten Welt und der Schweiz unterstützt werden. Die heutige Fachhochschule für soziale Arbeit in Luzern geht auf die 1918 vom SKF gegründete sozial-caritative Frauenschule zurück.

Die Laus im Pelz

Dem SKF beitreten können heute auch Nichtkatholikinnen. Gegenüber der männerdominierten katholischen Kirche nimmt der Bund heute eigenständige Positionen ein. “Wir sind die Laus im Pelz der Amtskirche”, sagte die SKF-Präsidentin in Luzern.

Martin Werlen, Abt von Einsiedeln, lobte die Frauen für dieses Engagement. Sie trügen dazu bei, dass die Kirche nicht zum Museum werde, sondern ein blühender Garten bleibe, sagte der Benediktiner, der bei der Bischofskonferenz Ansprechsperson des SKF ist.

Der SKF war 1912 in Luzern gegründet worden, wo er auch heute noch seinen Hauptsitz hat. Ihm sind 900 Ortsvereine angeschlossen. Er ist Mitglied der Weltunion der Katholischen Frauenorganisationen (UMOFC) und der europäischen Allianz katholischer Frauenverbände (andante)

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