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Lenny Rubins schöne Perspektiven

(Keystone-SDA) Er ist Teil des Aufschwungs und wird in den nächsten Jahren eine massgebliche Rolle spielen: Lenny Rubin, bald 22-jährig, designierter Top-Shooter der umformierten Schweizer Nationalmannschaft.

Derzeit steht er in der SHV-Auswahl noch nicht im Rampenlicht. Andere wie der Schaffhauser Luka Maros spielen in den Schlüsselspielen der kommenden Tage gegen Bosnien-Herzegowina um den ersten WM-Playoff-Vorstoss seit 2010 eine tragendere Rolle.

Aber Rubins Einfluss dürfte in absehbarer Zeit steigen. Am Wurfpotenzial des 2,04 Meter langen Thuners zweifelt kein Experte. Auf internationaler Junioren-Ebene ragte er nicht nur seiner Körperlänge wegen heraus – im Sommer 2016 erzielte der Aufbauer mit 71 Treffern die zweitbeste Marke der U20-EM-Geschichte.

17 Monate später analysiert Rubin im Teamhotel des A-Nationalteams im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda seine persönliche Entwicklung: “Das Turnier in Dänemark war für mich ein Türöffner.” Hoch dotierte Klubs deponierten im Berner Oberland ihr Interesse – Rubin entschied sich für die Offerte der HSG Wetzlar. “Kai Wandschneider überzeugte mich. Es ist wichtig zu wissen, dass der Trainer etwas Konkretes vorhat mit einem.” Ihn habe zusätzlich beeindruckt, “wie viele gute Spieler der Verein in den letzten Jahren herausgebracht hat”.

Auf den Spuren seines Vaters

Rubins Zusage beim Klub aus dem mittleren Bundesliga-Tableau kam gut an, die deutschen Medien applaudierten: “Eines der grössten Handball-Talente Europas wechselt zu den Mittelhessen!” Der Name Rubin löst im Land des Europameisters hohe Erwartungen aus. Vater Martin Rubin verstärkte in den Neunzigerjahren Bayer Dormagen und gehörte einst zu den weltbesten Linkshändern.

Der Sohn kam im Handball-Land Deutschland zur Welt, interessierte sich als Teenager aber lange nur für den Fussball und stand als 13-Jähriger kurz vor dem Übertritt zum FC Thun. Eine Saison und ein paar Meinungsverschiedenheiten mit einem Lerchenfelder Coach später wechselte er ins Metier von Martin: “Ich schnupperte bei Wacker Thun und blieb.” Dank seinem ausserordentlichen Ballgefühl und seiner überdurchschnittlichen Reichweite war der steile Aufstieg des ehrgeizigen Sportlers programmiert.

Am Tag nach dem 39:21-Erfolg in der WM-Ausscheidung gegen Estland spricht Rubin über jenen Sport, der ihn inzwischen fasziniert wie kein anderer: “Das Gesamtpaket stimmt. Es geht zur Sache, man muss schnell handeln, im Kopf bereit sein. Die Taktik ist wichtig.” Rubin klingt positiv, seine und die generellen Perspektiven der Schweizer sind gut; der jahrelange Stillstand könnte überwunden werden.

Teil der hungrigen U24-Generation

Suter hat den Prozess der Verjüngung im zweiten Amtsjahr abermals forciert. Er setzt nahezu vollumfänglich auf jene U24-Generationen, die im Nachwuchsbereich zuletzt regelmässig für EM- oder WM-Highlights gesorgt hatten. Rubin ist einer jener aufstrebenden Talente, dem Suter nicht nur “ein gutes Auge” attestiert, sondern auch zutraut, “künftig in engen Spielen die Differenz auszumachen”.

Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit: “Suti begleitet uns schon seit Jahren. Er weiss genau, was wir von ihm brauchen – und wir wissen exakt, was er von uns erwartet.” Unter der Leitung Suters haben die Schweizer Junioren gelernt, höher dotierte Kontrahenten wie Frankreich, Deutschland, Kroatien, Dänemark oder Spanien zu schlagen. Nun wollen Rubin und Co. auch in der raueren Profi-Kategorie nachlegen.

Elf WM-Turniere in Serie haben die Schweizer Handballer verpasst. Das 21:34-Debakel in der vorletzten Qualifikations-Kampagne gegen die Niederlande war der peinliche Tiefpunkt. Der ungebremste Sinkflug soll zu Ende sein. “Wir wollen das Aushängeschild unserer Sportart wieder besser machen”, ist Rubin entschlossen. Er spüre, wie das Projekt Formen annehme. “Es tut gut zu sehen, dass wir wieder etwas schaffen können. Die Handball-Schweiz glaubt an uns.”

Gefüllte Halle in St. Gallen

Die guten Ergebnisse der Schweizer Handballer in der aktuellen WM-Ausscheidungskampagne stossen auf positive Resonanz. Für das kursweisende Heimspiel gegen Bosnien-Herzegowina setzte der Verband gegen 2000 Tickets ab. Die verlustpunktlose Auswahl von Coach Michael Suter wird am Mittwochabend (18.30 Uhr) in einer gefüllten St. Galler Kreuzbleiche-Halle versuchen, mit einem Sieg die erste Playoff-Qualifikation seit acht Jahren zu schaffen.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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