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Levrat fordert vorübergehende Anbindung des Frankens an den Euro

(Keystone-SDA) SP-Präsident Christian Levrat fordert eine vorübergehende Anbindung des Frankens an den Euro, um die Auswirkungen der Euro-Schwäche auf die Schweizer Wirtschaft in Grenzen zu halten. Der Bund müsse deswegen umgehend Verhandlungen mit der Europäischen Zentralbank aufnehmen, forderte er in einem Zeitungsinterview.

Zwar wolle die SP keine dauerhafte Anbindung des Frankens an den Euro, “weil wir langfristig eine eigenständige Wirtschaftspolitik behalten wollen”, sagte Levrat gegenüber der Zeitung “Sonntag”.

Angesichts der Tatsache, dass wegen der Frankenstärke “100’000 Arbeitsplätze” in der Schweiz unmittelbar in Gefahr seien, müssten sofort Notmassnahmen ergriffen werden. Am Freitag war der Euro erstmals unter die Marke von 1,19 Franken gefallen. Zudem verlangte der SP-Präsident, dass den Banken verboten werden müsse, gegen den Franken zu spekulieren.

Gegenüber dem “Sonntag” schloss auch Swissmem-Präsident Hans Hess eine temporäre Anbindung des Frankens an den Euro nicht aus. Hess fürchtet, dass der Euro “im Extremfall” unter einen Franken fallen könne und forderte im Interview die Schweizerische Nationalbank (SNB) dazu auf, “ihren Handlungsspielraum wirklich auszunutzen und einer Schnellstabwertung entgegenzuwirken”.

SNB-Intervention am Devisenmarkt gefordert

Neben einer “temporären Anbindung des Frankens an den Euro” müsse die SNB auch Interventionen am Devisenmarkt in Betracht ziehen. Laut Hess schreiben wegen der Frankenstärke derzeit ein Drittel der Schweizer Industrieunternehmen Verluste.

“Wenn sich die Währungssituation weiter verschlechtert, werden etliche Unternehmen irgendwann ihr Geschäft aufgeben oder die Arbeitsplätze verlagern müssen”, sagte der Präsident des Verbandes der Schweizer Unternehmen in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie.

Economiesuisse gegen Anbindung

Dagegen warnt der Präsident des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse, Gerold Bührer, in der “SonntagsZeitung” vor einer Frankenanbindung, die “letztlich die Aufgabe der Souveränität der Nationalbank bedeuten” würde.

Die gegenwärtige Aufwertung der Frankens wegen der Schuldenkrise erachtet der Economiesuisse-Präsident als gravierend. Er forderte unter anderem von der öffentlichen Hand, Investitionen in Infrastruktur und Sicherheit vorzuziehen.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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