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Luzern sucht verzweifelt die alte Stärke

(Keystone-SDA) Keine andere Mannschaft der Super League ist einem so grossen Druck ausgesetzt wie Luzern. Die Innerschweizer müssen die Niederlagenserie unbedingt stoppen. Der Match bei YB soll die Wende bringen.

Das Spiel in Bern, das für den FC Luzern als Spiel der Wahrheit bezeichnet werden kann, wird um 16 Uhr angepfiffen.

Es ist ein Jahr her, dass der FC Luzern, damals relativ frisch von Markus Babbel trainiert, zu Beginn des Frühlingsprogramms eine Serie von vier Spielen ohne Niederlage hinlegte. Die Innerschweizer hatten den guten Lauf dringend nötig, um vom letzten Platz wegzukommen, auf dem sie überwintert hatten.

Jetzt spielt sich für die Luzerner, nach wie vor unter Babbel, alles umgekehrt ab. Mit vier Niederlagen in vier Meisterschaftsspielen haben sie die komfortable Lage preisgegeben, die sie sich im Herbst erarbeitet hatten. Die leicht positive Bilanz (7 Siege und 6 Niederlagen bei 5 Unentschieden) hat sich in eine deutlich negative verwandelt.

Nach dem Ausscheiden im Cup-Halbfinal mit der matten Leistung im Heimspiel gegen Lugano läuteten die Alarmglocken. Babbel rief seine Spieler zu längeren Gesprächen zusammen. Am Sonntag soll der Negativtrend endlich aufgehalten werden, nämlich mit einem Punktgewinn im Match bei den Young Boys.

Markus Babbel sieht in den Young Boys einen “Gegner mit viel Qualität”. Der Deutsche ist allerdings überzeugt, dass seine Mannschaft, auch unabhängig von der Partie in Bern, in den nächsten Wochen wieder alles auf die Reihe bringen kann. “Wir sind auf einem steinigen Weg, aber wir werden unseren Plan fortführen. Es wäre falsch, in Selbstmitleid zu zerfliessen.” Von Klubpräsident Ruedi Stäger bekommt Babbel nach wie vor jede Rückendeckung. Babbel hofft, dass die Gespräche am Donnerstag etwas gebracht haben. “Es wäre sicher falsch gewesen, nach diesem Cupspiel einfach zur Tagesordnung überzugehen”, sagte Babbel.

Transfers als wahrscheinliche Ursache

Man könnte es sich einfach machen und die chronische Erfolglosigkeit der Innerschweizer auf die gewichtigen Transfers in der Winterpause zurückführen. Die an sich ehrenvolle Berufung des Youngsters Remo Freuler in die Serie A zu Atalanta Bergamo hat dem Potenzial der Mannschaft ebenso zugesetzt wie der Wegzug des opportunistischen Goalgetters Dario Lezcano nach Deutschland zu Ingolstadt.

Die Baisse, die unter anderem die Heimniederlagen gegen Zürich und St. Gallen umfasst, hat vermutlich noch andere Ursachen. Der neu verpflichtete junge Münsinger Stürmer Michael Frey kann nach langer Verletzung noch nicht die erhoffte Verstärkung für die Torproduktion sein. Mittel- und langfristig könnte sich der Transfer aber bezahlt machen. Markus Neumayr, der für einen bescheidenen Klub wie Vaduz ab 2013 immerhin 18 Mal getroffen hatte, hat in Luzern nicht eingeschlagen. Im Cupspiel gegen Lugano wurde er erst für die letzte Viertelstunde eingewechselt.

Das Fehlen jeglicher Punkte seit der Winterpause und das damit verbundene Torverhältnis von 2:9 haben zu einer offensichtlichen Verunsicherung geführt. Dass das einzige Luzerner Tor im Cupmatch gegen Lugano nicht aus dem Spiel heraus fiel, sondern nach einem Handspenalty, passt ins Bild. Weit entfernt von ihren Normalleistungen sind die Brüder Marco und Christian Schneuwly. Abgesehen von einer gewissen Zeit in Thun, waren die Schneuwlys eigenartigerweise immer stärker, wenn sie in unterschiedlichen Vereinen spielten. Christian Schneuwly kam in der Winterpause von Zürich.

Die drei Super-League-Spiele vom Sonntag

Lugano – Basel (1:3, 1:3). – Anspielzeit: 13.45 Uhr. – SR Klossner. – Abwesend: Rey (gesperrt), Piccinocchi und Rossi (beide verletzt); Xhaka (gesperrt), Bjarnason, Boëtius und Sporar (alle verletzt). – Fraglich: -; Delgado (angeschlagen), Callà (krank). – Statistik: Die Basler liessen ihre Serie von fünf Siegen am letzten Wochenende von den wackeren Thunern mit dem 1:1 stoppen. Gegen Lugano sollten sie auf dem Papier sofort zum Erfolg zurückfinden. Bevor die Tessiner 2002 für 13 Jahre in die Challenge League abdrifteten, gewannen die Basler vier Direktduelle nacheinander – und jetzt mit jeweils 3:1 auch beide Partien in dieser Saison. Die Tessiner könnten allerdings durch den Einzug in den Cupfinal so viel Aufschwung bekommen haben, dass sie zu einem ähnlich guten Lauf wie am Jahresende zurückfinden. Damals siegten sie in drei von vier Heimspielen, so auch gegen die Grasshoppers mit 4:1. Ein Wiedererstarken benötigt die Mannschaft von Trainer Zdenek Zeman allemal, denn der letztplatzierte FC Vaduz sitzt ihnen (wie auch dem FCZ) bereits wieder im Nacken.

Sion – Vaduz (1:1, 0:1). – Anspielzeit: 13.45 Uhr. – SR Pache. – Abwesend: Lacroix, Ziegler, Konaté, Kouassi, Carlitos, Adao, Bia, Voser, Cmelik (alle verletzt); Janjatovic (gesperrt), Hasler, Fekete, Schürpf (alle verletzt), Stahel und Kaufmann (beide rekonvaleszent/Einsatz mit U23). – Statistik: Sion ist mit acht Punkten Vorsprung auf Gegner Vaduz, den Tabellenletzten, noch nicht aus dem Schneider. Nur mit einem Sieg würden die Sittener Spieler den Zorn von Präsident Christian Constantin nach der miserablen Darbietung im Cup-Halbfinal gegen Zürich nicht noch mehr auf sich ziehen. Die Vaduzer ihrerseits müssen vermutlich gewinnen, wenn sie überhaupt punkten wollen. Denn im Tourbillon haben die Fans in dieser Saison noch kein einziges Remis gesehen. Sion siegte sechsmal und verlor viermal, so auch beim überraschenden 0:1 gegen Vaduz. Seit etlichen Wochen gilt, dass das jeweilige Schlusslicht nicht verliert. Dies kann ein gutes Omen für die Liechtensteiner sein, die zuletzt den Grasshoppers ein Unentschieden abtrotzten. Nach dem 5:2-Erfolg in Lugano ist das Team von Giorgio Contini indessen dreimal sieglos geblieben, während Sion zwei der letzten drei Spiele gewonnen hat. Zwischen 2008 und Mai 2015 siegte Sion in sieben von acht Duellen gegen Vaduz. In dieser Saison jedoch weisen die Liechtensteiner nebst dem genannten 1:0 auch noch ein 1:1 im Rheinpark vor.

Young Boys – Luzern (1:1, 1:3). – Anspielzeit: 16.00 Uhr. – SR Erlachner. – Abwesend: Benito, Wüthrich und Seferi (alle verletzt); Puljic, Lustenberger (beide verletzt) und Cirjak (krank) . Fraglich: Hadergjonaj und Ravet (beiden angeschlagen); – . – Statistik: Mit der Bilanz von null Punkten aus vier Spielen sowie 2:9 Toren seit der Wiederaufnahme des Meisterschaftspensums hat sich Luzern unvermutet in den Kampf gegen den Abstieg hineinziehen lassen. Die Reserve auf Schlusslicht Vaduz beträgt noch sechs Punkte. Das Ausscheiden aus dem Cup kann die Stimmung in der Mannschaft von Trainer Markus Babbel nicht aufgehellt haben. Der Match bei YB ist für die Luzerner noch längst kein sogenanntes Schicksalsspiel. Dennoch müsste sich irgendwann in den nächsten Wochen eine Besserung einstellen. Vielleicht wird sie sich gerade in Bern zeigen, wo die Innerschweizer zuletzt immerhin zweimal nicht verloren haben (1:0, 1:1). Die Young Boys hielten sich in den letzten Wochen in auffallender Weise dank ihren sehr unterschiedlichen Stürmern Guillaume Hoarau und Alexander Gerndt über Wasser. Der Franzose und der Schwede erzielten zusammen sieben der letzten neun Tore. YB verlor letztmals in der letzten Dezemberrunde. Es war just das 1:3 in Luzern. Zugleich war dies Luzerns bislang letzter Sieg.

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