Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Marine Le Pen soll neue Front-National-Chefin werden

(Keystone-SDA) Paris – Nach gut 34 Jahren an der Spitze der rechtsextremen französischen Partei Front National (FN) übergibt Jean-Marie Le Pen den Parteivorsitz an seine Tochter Marine. Schon vor dem Auftakt des FN-Parteitags am Wochenende in Tours stand die 42-Jährige als Gewinnerin einer parteiinternen Wahl fest.
Laut einem Mitglied des Parteivorstands setzte sich die stellvertretende Parteivorsitzende in einer Mitgliederbefragung mit etwa zwei Dritteln der Stimmen gegen ihren Herausforderer Bruno Gollnisch durch. Das endgültige Ergebnis sollte erst am Sonntag verkündet werden.
Die Information über den Ausgang der Abstimmung war bereits am Freitagabend durchgesickert, wie ein ranghohes Parteimitglied bestätigte. Zwischen 23’000 und 24’000 Parteianhänger waren aufgerufen, erstmals in einer demokratischen Abstimmung für den Parteivorsitz zu votieren. Jean-Marie Le Pen hatte sich jeweils per Handzeichen zum Parteichef wählen lassen.
Kaum inhaltliche UnterschiedeFür Gollnisch, der ebenfalls Parteivize ist, bedeutet das Ergebnis eine klare Niederlage. Während sich Gollnisch den traditionellen Positionen der extremen Rechten verschrieben hat, macht sich Marine Le Pen für eine “Entdämonisierung” der Partei stark und versucht, ihr ein moderneres Image zu verpassen. Inhaltlich unterscheide sich ihre Politik allerdings kaum von der ihres Vaters, betonten beide.
Für die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr werden der Anwältin und geschiedenen Mutter dreier Kinder bis zu 18 Prozent der Stimmen vorhergesagt. Ihr 82-jähriger Vater, der sich mehrfach wegen ausländerfeindlicher Äusserungen vor Gericht verantworten musste, soll Ehrenpräsident der Partei werden.
Die französische Organisation SOS Racisme, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit einsetzt, verurteilte die Wahl von Marine Le Pen. Der Präsident der Organisation, Dominique Sopo, erklärte am Samstag, ein “Hassredner” werde durch eine “Hassrednerin” ersetzt, und warf Marine Le Pen “rassistische Stigmatisierung von Teilen der Bevölkerung” vor.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft