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Medienmogul Murdoch stellt sich als Opfer in Abhörskandal dar

(Keystone-SDA) Medienzar Rupert Murdoch hat sich als Opfer des Abhörskandals um sein inzwischen eingestelltes Blatt “News of the World” dargestellt. Er räumte aber auch schwere persönliche Fehler ein. Vorwürfe, er habe Einfluss auf die Politik genommen, um seine wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen, wies er zurück.

Murdoch musste am Donnerstag den zweiten Tag in Folge auf Fragen eines richterlichen Untersuchungsausschusses antworten. Den Ausschuss hatte die britische Regierung eingesetzt, um nach der Abhöraffäre die Regeln zur Einhaltung ethischer Grundsätze in den Medien neu zu schreiben.

“Ich muss auch sagen, ich habe versagt, und das tut mir leid”, sagte der 81-jährige Unternehmer. Die Abhörpraktiken bei der inzwischen eingestellten Zeitung “News of the World” seien ihm nicht bekannt gewesen. Er hätte sich mehr kümmern sollen, räumte er ein.

Spätestens nach der Entlassung eines inhaftierten “News-of-the-World”-Reporters hätte er diesen befragen müssen und nicht weiter von einem Einzelfall ausgehen dürfen. Murdoch äusserte Bedauern für die von den Abhörmethoden Betroffenen und deren Familien.

Journalisten der “News of the World” sollen in Grossbritannien unter anderem Politiker, Mitglieder der Königsfamilie und andere Prominente abgehört haben. Der Skandal war im Jahr 2006 ans Licht gekommen und geriet im vergangenen Jahr erneut in die Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass Journalisten des Blatts auch die Mailbox einer entführten und später ermordeten Schülerin geknackt hatten.

Die Affäre löste in Politik und Medien ein Erdbeben aus. Dies führte im Juli 2011 zum Ende der Zeitung und zum Rücktritt von Murdoch-Vertrauten, ranghohen Polizeibeamten und eines Mitarbeiters des konservativen Premierministers David Cameron.

Cameron weist Vorwürfe zurück

Cameron wies unterdessen Vorwürfe zurück, wonach er das Parlament falsch informiert habe. Der Permier hatte gesagt, er habe sich höchstens zwei Mal mit Murdoch getroffen.

Eine Liste aus dem Untersuchungsausschuss legt nahe, dass es mindestens fünf, wenn nicht acht Treffen des Regierungschefs mit dem Medienzaren gegeben habe. Diese Liste wurde allerdings von dem Vorsitzenden des Ausschusses, Barry Leveson, noch nicht freigegeben.

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