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Nach Zugunglück in Ostdeutschland steht Lokführer unter Verdacht

(Keystone-SDA) Nach dem schweren Zugunglück in Sachsen-Anhalt mit zehn Toten wird gegen den Lokführer des Güterzugs ermittelt. Möglicherweise hatte der 40-Jährige vor der Kollision mit dem Personenzug am späten Samstagabend ein Haltesignal überfahren.

Es bestehe ein Anfangsverdacht wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und der Gefährdung des Bahnverkehrs, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei in der Landeshauptstadt Magdeburg am Montag mit.

Bei dem ungebremsten Zusammenstoss wurde ein Regionalzug am Samstagabend von dem rund 2700 Tonnen schweren Güterzug von den Schienen geschleudert.

Zwei der 23 Verletzten schwebten noch in Lebensgefahr, darunter ein zehnjähriges Mädchen. 13 Verletzte – unter ihnen zwei Georgier, ein Portugiese und ein Brasilianer – konnten mittlerweile aus den Spitälern entlassen werden.

Bei den drei bisher identifizierten Toten handelt es sich um zwei Männer im Alter von 63 und 74 Jahren sowie den 35-jährigen Lokführer des Regionalzugs. Die Identifizierung der anderen sieben Leichen ist schwierig, weil einige Opfer wegen der Wucht des Aufpralls völlig entstellt sind.

Offene Fragen

Der Anfangsverdacht gegen den Lokführer stützt sich nach Angaben der Ermittler unter anderem auf die Aussage eines Zeugen und Hinweise, wonach der 41-Jährige möglicherweise ein Haltesignal überfahren haben könnte.

Der Lokführer selbst, der bei dem Unglück verletzt wurde, machte laut Bundespolizei bisher keine Angaben zum Geschehen. Zu Spekulationen, wonach sich der Lokführer zum Unglückszeitpunkt womöglich nicht im Führerstand aufgehalten habe, wollte die Polizei keine Angaben machen. Dies alles sei Gegenstand der Ermittlungen.

Der Lokführer des Güterzugs soll in den nächsten Tagen befragt werden. Auch ein technischer Defekt als Unglücksursache sei nicht ausgeschlossen. “Wir können uns aber noch nicht auf technische Dinge stützen”, sagte Oberstaatsanwältin Silvia Niemann.

Der Fahrgastverband Pro Bahn forderte die Nachrüstung von Sicherheitssystemen auf allen Strecken. Auf dem Streckenabschnitt, wo sich das Unglück ereignet hatte, fehlt ein modernes System, das beim Überfahren eines roten Signals eine Notbremsung auslöst.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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