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Obama verfügt vorzeitige Freilassung von mehr als 200 Häftlingen

US-Präsident Barack Obama strebt eine umfassende Justizreform an. Als Zeichen gegen lange Haftstrafen für Drogendelikte setzte er die Strafen von mehr Häftlinge herab als je ein Präsident vor ihm in den vergangenen hundert Jahren. KEYSTONE/EPA ABACA/CHRIS KLEPONIS / POOL sda-ats

(Keystone-SDA) US-Präsident Barack Obama entlässt mehr als 200 verurteilte Straftäter vorzeitig aus dem Gefängnis – es ist die grösste Entlassungsaktion dieser Art seit mehr als hundert Jahren in den USA. Bei den Freigelassenen handelt es sich hauptsächlich um Drogendelinquenten.

Es handle sich um die umfassendste Herabsetzung von Strafen durch einen US-Präsidenten an einem einzigen Tag seit mindestens dem Jahr 1900, erklärte der Rechtsberater des Weissen Hauses, Neil Eggleston.

Wie das Weisse Haus am Mittwoch mitteilte, sind unter den insgesamt 214 Häftlingen, die von der Anordnung profitieren, auch 67 Straftäter, die lebenslange Haftstrafen verbüssten. Die meisten sind den Angaben zufolge keine Gewalttäter. Viele von ihnen wurden demnach wegen des Besitzes von oder des Handels mit Crack verurteilt.

Insgesamt hat Obama damit nach Angaben des Weissen Hauses im Laufe seiner siebeneinhalbjährigen Amtszeit nun die Strafen von 562 Häftlingen herabgesetzt und ihnen so die vorzeitige Entlassung ermöglicht. Die Zahl sei damit höher als bei “allen neun vorherigen Präsidenten zusammengenommen”, teilte Eggleston mit.

Obamas Reformbemühungen

Die massenhaften vorzeitigen Entlassungen sind Teil von Obamas Bemühungen zur Reform des US-Strafrechtssystems, das unter Problemen wie der Diskriminierung von Minderheiten, überbelegten Gefängnissen und unverhältnismässig langen Haftstrafen leidet.

In keinem Land der Erde sitzen mehr Menschen im Gefängnis als in den USA. Die rund 2,2 Millionen US-Strafgefangenen machen fast ein Viertel der weltweiten Haftinsassen aus. Harte Mindeststrafen etwa bei Drogendelikten haben die Zahl der Häftlinge in den Vereinigten Staaten in den vergangenen 30 Jahren deutlich ansteigen lassen. Überproportional betroffen sind Afroamerikaner und Latinos.

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