Ölservice-Unternehmen gehen in den USA gegen Bohrstopp vor
Washington - Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko stösst die US-Regierung auf Widerstand: Vertreter mehrerer Ölservice-Unternehmen wollen vor Gericht erreichen, dass der von Präsident Barack Obama verfügte sechsmonatige Tiefsee-Bohrstopp aufgehoben wird.
Ein Bundesrichter in New Orleans (Louisiana) wollte ihre Argumente hören. Die Firmen, die Schiffe und andere Ausrüstung für die Bohrinseln liefern, fürchten massive Einbussen durch das im vergangenen Monat verhängte Bohr-Moratorium.
In Gerichtspapieren weisen sie darauf hin, dass die Regierung keine Beweise dafür habe, dass die zum Teil schon lange vor dem verfügten Stopp begonnenen Bohrungen eine Bedrohung für den Golf von Mexiko darstellten. Anwälte der Regierung argumentieren, dass Zeit benötigt werde, um Sicherheitsmassnahmen und die Wirksamkeit von Regulierungen zu überprüfen.
Der demokratische US-Abgeordnete Edward Markey, einer der lautstärksten BP-Kritiker in Washington, veröffentlichte am Sonntag (Ortszeit) ein internes Dokument des Konzerns. Darin wurde es für möglich gehalten, dass im schlimmsten Fall täglich bis zu 100'000 Barrel Öl - das sind 13'600 Tonnen - aus dem Bohrloch in den Golf von Mexiko austreten könnten.
Das ist die bisher grösste Menge, die in möglichen Schadensszenarien genannt wurde, seit die Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 24. April nach einer Explosion gesunken ist. Markey wertete die Zahl als neuen Beweis dafür, dass BP die Öffentlichkeit wiederholt über das wahre Ausmass der Katastrophe getäuscht habe.
Der Sender CNN zitierte unterdessen BP-Sprecher Robert Wine mit den Worten, die Schätzung vom Mai sei "irrelevant". Sie basiere darauf, dass der defekte "Blowout Preventer", ein Ventilsystem über dem Bohrloch, abmontiert werde. Das sei aber nicht geplant. In der vergangenen Woche hatte die US-Regierung eine neue Schätzung veröffentlicht, nach der täglich bis zu 8200 Tonnen Öl austreten.