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Petrobras nimmt eine rekordverdächtige Kapitalerhöhung vor

(Keystone-SDA) São Paulo – Der brasilianische Ölkonzern Petrobras startet die wohl grösste Kapitalerhöhung aller Zeiten: Für die Erschliessung neuer Erdölquellen unter der Tiefsee vor der Küste Brasiliens will der Konzern rund 70 Mrd. Dollar über die Ausgabe neuer Aktien einsammeln.
Petrobras teilte am Donnerstagabend nach der Sitzung des Verwaltungsrates mit, der Konzern werde 2,29 Millionen neue Aktien zum Preis von je 29.65 Real und 1,78 Millionen Vorzugsaktien zum Preis von je 26.3 Real ausgeben. Damit wird Petrobras 11,5 Mrd. Real einnehmen – umgerechnet zum Tageskurs sind das 66,9 Mrd. Dollar.
Sollte die Nachfrage grösser sein als dieses Angebot, könne der Konzern auch noch nachlegen. Ab Freitag werden die Aktien in New York gehandelt, ab Montag dann in São Paulo.
“Grösste Kapitalerhöhung aller Zeiten”
Die bislang grösste Kapitalerhöhung war die des japanischen Telekommunikationskonzerns NTT im Jahr 1987. Sie hatte damals 36,8 Mrd. Dollar eingebracht, nach heutigem Wert sind das 68,6 Mrd. Dollar. Diese Summe müsste Petrobras also übertreffen. “Wir sind sehr optimistisch,” sagte der Chef der Börse von São Paulo, Edemir Pinto: “Das wird die grösste Kapitalerhöhung aller Zeiten.”
Das Geld soll helfen, die technisch sehr aufwendigen Bohrungen in der Tiefsee zu finanzieren. Die Ölquellen liegen in fast 7000 Metern Tiefe unter einer fast 4000 Meter dicken Salzschicht. Zur Erschliessung dieser Quellen will Petrobras bis 2014 insgesamt 224 Mrd. Dollar investieren.
Riesige Gewinne erwartet
Der Konzern rechnet mit riesigen Erträgen: Mit der Erschliessung der Tiefsee-Quellen könnte Petrobras seinen Zugriff auf derzeit 14 Milliarden Barrel Öl verdreifachen. Brasilien würde zu einem der grössten Ölexporteure der Welt aufsteigen.
Der Staat ist derzeit zu 39,2 Prozent an dem Ölkonzern beteiligt, der Anteil könnte jetzt auf 45 Prozent steigen. Denn mehr als die Hälfte der geplanten Kapitalerhöhung entfällt auf ein mehr als 42 Mrd. Dollar umfassendes Tauschgeschäft mit dem Staat. Die Regierung überschrieb dem Konzern Förderrechte für fünf Milliarden Barrel Öl und soll im Gegenzug die Petrobras-Aktien erhalten.
Die künftigen Einnahmen aus den neuen Ölquellen sollen laut Präsident Luiz Inacio Lula da Silva in die Bildung fliessen.

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