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Pilze: Forscher entschlüsseln das Erbgut gewaltiger Pflanzenkiller

Die Fruchtkörper der Hallimasche sind um befallene Bäume herum zu sehen. Unterirdisch bilden sie riesige Netzwerke. Eidg. Forschungsanstalt WSL sda-ats

(Keystone-SDA) 544 Tonnen wiegt eines der grössten Lebewesen der Welt: Ein Pilz der Gattung Armillaria (Hallimasche). Ein internationales Forscherteam mit Beteiligung der Forschungsanstalt WSL hat nun das Erbgut von vier Arten dieser Pflanzenschädlinge entschlüsselt.

Weltweit befallen Hallimasche mehr als 500 Pflanzenarten in Wäldern und Parks und lösen Wurzelfäule aus. Ihr unterirdisches Netzwerk aus Pilzfadensträngen (Rhizomorphen), mit denen sie nach neuen Wurzeln suchen, kann gewaltig werden: So ist beispielsweise das grösste Lebewesen der Schweiz ein Riesen-Hallimasch, der 2004 im Schweizer Nationalpark entdeckt wurde und eine Grösse von 50 Fussballfeldern hat. Die sichtbaren Fruchtkörper sind dagegen geradezu unscheinbar.

Ein Individuum in den USA mit dem Spitznamen “humongous fungus” (“gigantischer Pilz”) besitzt sogar ein Netzwerk mit einer Fläche von fast 1000 Hektaren und einem Gewicht von 544 Tonnen. Damit gehört es zu den grössten Lebewesen der Erde, wird allerdings beispielsweise von Riesenmammutbäumen übertroffen.

Ein internationales Forscherteam um György Sipos von der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) hat nun das Erbgut von vier Hallimasch-Arten entschlüsselt und mit demjenigen von 22 verwandten Pilzarten verglichen. Davon berichten sie im Fachblatt “Nature Ecology & Evolution”.

Durch den Vergleich konnten die Wissenschaftler feststellen, wie die Pilze zu so effizienten Pflanzenkillern wurden: In den Armillaria-Rhizomorphen entdeckten sie eine Reihe Gene, die für ihre Ausbreitung und den Befall neuer Pflanzen wichtig sind. Diese Pilzfadenstränge sind 1 bis 4 Millimeter dick und wachsen unterirdisch auf der Suche nach neuen Wurzeln.

Ausserdem entdeckten die Forscher, dass Hallimasche einige Genfamilien in ihrem Erbgut ausgebaut haben. Diese enthalten unter anderem die Bauanleitungen für Enzyme, die Pflanzengewebe auflösen können. Die Studie lege die Basis für neue Methoden, um die Ausbreitung der Pflanzenschädlinge und der von ihnen ausgelösten Wurzelfäule aufzuhalten, schrieb das Fachjournal in einer Mitteilung.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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