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Polnische Minister wollen Warschauer Kulturpalast abreissen

Polnische Politiker wollen den Warschauer Kulturpalast abreissen lassen. (Archiv) KEYSTONE/AP/CZAREK SOKOLOWSKI sda-ats

(Keystone-SDA) In Polen haben zwei Mitglieder der nationalkonservativen Regierung den Abriss des gigantischen Warschauer Kulturpalastes gefordert. Dieser erinnere an die Schreckensherrschaft Stalins, begründen sie ihr Anliegen.

Die beiden stellvertretenden Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki und Piotr Glinski sprachen sich anlässlich des zweiten Jahrestags des Amtsantritts der Regierung unter Ministerpräsidentin Beata Szydlo für die Zerstörung des Wahrzeichens aus.

Das 237 Meter hohe “Geschenk” des sowjetischen Diktators Josef Stalin im Herzen der polnischen Hauptstadt sei eine schmerzhafte Erinnerung an die Sowjetzeit.

“Ich unterstütze die Idee, diese Spur der kommunistischen Herrschaft aus dem Zentrum der Stadt verschwinden zu lassen”, erklärte Morawiecki, der auch Finanzminister ist, am Mittwoch. “Davon träume ich seit 40 Jahren”, fügte der Ex-Banker und Sohn eines radikalen Anti-Kommunisten hinzu.

Zuvor hatte bereits der für Kultur zuständige Vizeregierungschef Glinski erklärt, es spreche “nichts” gegen den Abriss des Gebäudes. Der 42-stöckige Turm wurde 1955 im Herzen der in Trümmern liegenden Hauptstadt Warschau eröffnet. Der Kulturpalast sollte die Brüderlichkeit mit den sozialistischen Ländern symbolisieren und ist russischen Prachtbauten nachempfunden.

Aberwitzige Ideen

Nach dem Zerfall der Sowjetunion regte sich in den 1990er Jahren offen Widerstand gegen den Prestigebau. Neben Abrissforderungen kursierten aberwitzige Ideen zur Neugestaltung des Kulturpalastes, unter anderem die Eröffnung einer exotischen Tropenwelt oder der Anstrich der gesamten Fassade in Regenbogenfarben.

Keiner dieser Einfälle wurde in die Tat umgesetzt. Stattdessen wurde der Kulturpalast 2007 unter Denkmalschutz gestellt. Der kolossale Turm gilt heute als Wahrzeichen der polnischen Hauptstadt und zählt zu den festen Anlaufpunkten für Touristen.

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