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Proteste im Jemen erreichen Hochburg des Präsidenten

(Keystone-SDA) Im Jemen haben die seit Wochen anhaltenden Proteste gegen Präsident Ali Abdullah Saleh am Dienstag auch bislang regierungstreue Gebiete des Landes erfasst. Rund 10’000 Demonstranten forderten in der Stadt Dhamar den Rücktritt des Präsidenten.

Die Stadt Dhamar, die rund 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Sanaa liegt, gilt als Hochburg von Anhängern des Präsidenten Saleh. Bewohner der Stadt gaben an, es hätten rund 10’000 Demonstranten protestiert.

Nach Angaben der Regierungspartei flogen dabei auch Steine. Demonstranten hätten einen Sitzstreik begonnen und wollten diesen erst nach einem Rücktritt Salehs beenden. Am Sonntag erst hatte in Dhamar eine ähnliche Anzahl von Menschen dem Präsidenten noch den Rücken gestärkt.

Die Vereinten Nationen warfen Demonstranten nahe der Hafenstadt Aden vor, Kinder für ihre Ziele zu instrumentalisieren. Eine Reihe von Schulen sei von Demonstranten angegriffen worden, berichtete das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF. Es sei damit gedroht worden, Schulen anzuzünden, sollten Schüler und Lehrer nicht an den Protesten teilnehmen.

Ausweitung der Proteste

In der Hauptstadt Sanaa war die Lage am Dienstag angespannt. In Städten der Provinz Ibb beteiligten sich Zehntausende an Protesten, um gegen das gewaltsame Vorgehen von mutmasslichen Regierungsanhängern zu demonstrieren. Bei Zusammenstössen am Sonntag waren eine Person getötet und 53 weitere verletzt worden.

Seit Wochen kommt es im Jemen zu Protesten gegen die Regierung. Die Opposition in dem verarmten Land hatte am Montag eine Ausweitung der Proteste gegen die seit 32 Jahren andauernde Herrschaft von Präsident Saleh angekündigt.

Für Unmut sorgen Korruption und die steigende Arbeitslosigkeit. 40 Prozent der 23 Millionen Einwohner Jemens leben von umgerechnet zwei Dollar am Tag oder weniger, ein Drittel hat dauerhaft zu wenig zu essen.

Die Protestwelle in der arabischen Welt erreichte auch das ölreiche Golfemirat Kuwait. Eine kleine Zahl von Demonstranten forderte vor dem Parlament die Absetzung des Ministerpräsidenten und grössere politische Freiheiten. Verteilt wurden auch Wassermelonen an Abgeordnete – im örtlichen Dialekt ist Wassermelone ein Wort für Dummkopf.

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