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Reporter ohne Grenzen beklagen Zensur in Russland für Olympia 2014

(Keystone-SDA) Je näher die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi rücken, desto deutlicher weisen Menschenrechtler auf schwere Verstösse des Gastgebers Russland hin. Das gilt auch für die Pressefreiheit.

Kritische Themen wie die Korruption rund um die Grossbaustellen in Sotschi, Umweltzerstörung und die Ausbeutung von Gastarbeitern seien Tabus in den vom Kreml gelenkten Staatsmedien. Das teilte Reporter ohne Grenzen (ROG) in der am Montag in Berlin veröffentlichten Studie “Der Kreml auf allen Kanälen” mit.

Human Rights Watch (HRW) machte unterdessen mit einem “alternativen Fackellauf” auf Menschenrechtsverletzungen in Russland aufmerksam. Die Organisation berichtet mit einer Grafik im Internet über schwere Verstösse in 39 Städten, durch welche die olympische Fackel getragen werden soll. Beispiele sind unter anderem die umstrittenen Strafprozesse gegen die kremlkritische Punkband Pussy Riot und den Oppositionspolitiker Alexej Nawalny.

“Russlands Fackellauf soll die Vielfalt und Geschichte des Landes darstellen, aber Menschenrechtsverletzungen sind genauso ein Teil der aktuellen russischen Landschaft”, sagte die HRW-Expertin Jane Buchanan einer Mitteilung zufolge.

Feind der Pressefreiheit

Der offizielle Fackellauf durch Russland startete ebenfalls am Montag. “Der Fackellauf beweist das ganze Mass der Identität und Schönheit Russlands, den Reichtum seiner Natur und die Einzigartigkeit seiner Kultur”, sagte Kremlchef Wladimir Putin am Vortag beim Empfang des Olympischen Feuers.

Die Olympischen Spiele beginnen am 7. Februar im Schwarzmeerkurort Sotschi und dauern bis zum 23. Februar 2014. Reporter ohne Grenzen zählt Putin, der am Montag 61 Jahre alt wurde, zu den grössten Feinden der Pressefreiheit weltweit. Auf der Rangliste der Organisation belegt Russland Platz 148 von 179 Ländern.

In der ROG-Studie wird eine bei kremltreuen Reportern verbreitete Selbstzensur beklagt. Regierungskritische Medien würden nur ein Prozent der Bevölkerung erreichen, weil dazu die wenigsten Zugang hätten. Für die Studie hatte die Autorin Ulrike Gruska Interviews mit rund 30 Journalisten und Experten aus Russland geführt.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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