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Sammlung Bührle in der Hermitage in Lausanne zu Gast

Vincent van Goghs "Sämann bei Sonnenuntergang" (1988) ist in der Fondation de l'Hermitage in Lausanne zu sehen. Die Ausstellung "Meisterwerke aus der Sammlung Bührle" dauert vom 7. April bis 29. Oktober 2017. (Handout) Stiftung Sammlung E.G. Bührle sda-ats

(Keystone-SDA) Die Fondation de l’Hermitage zeigt vom 7. April bis 29. Oktober “Meisterwerke der Sammlung Bührle”. Die gesamte Sammlung wird ab 2020 im Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich ausgestellt.

Im Besitz der Stiftung Bührle befinden sich neben Plastiken rund 160 Gemälde von Monet, Manet, Cézanne, van Gogh, Degas, Picasso und 60 weiteren Künstlern. Erworben hatte sie der Waffenfabrikant Emil Bührle (1890-1956) in der Zeit von 1936 bis 1956.

Dass der Zürcher Industrielle auch Raubkunst besass, ist unbestritten. Während des Zweiten Weltkriegs kaufte Bührle beim Luzerner Kunsthändler Theodor Fischer und bei einer Zürcher Galerie insgesamt 13 Gemälde, welche die Nationalsozialisten jüdischen Sammlern in Frankreich gestohlen hatten.

Legale Rückkäufe

Nach dem Krieg verpflichtete das Bundesgericht Bührle, diese Bilder den Bestohlenen zurückzugeben, hielt ihm aber zugute, die Werke gutgläubig erworben zu haben, und sprach ihm eine Entschädigung zu. Die meisten dieser Bilder kaufte Bührle dann legal zurück.

Unbestritten ist auch, dass sich in der Sammlung Bührle sogenanntes “Fluchtgut” befindet. Dabei handelt es sich um Kunstwerke, die von jüdischen Eigentümern zwischen 1933 und 1945 aus Deutschland in die Schweiz transferiert werden konnten. Erwerbungen solcher Werke gelten hierzulande als legal.

Nach Auskunft der Stiftung Bührle befinden sich “nach heutigem Stand der Kenntnis” drei “Fluchtkunst”-Bilder in der Sammlung. Bei acht weiteren handle es sich “eventuell” um “Fluchtkunst”.

Impressionistische Perlen

In Anbetracht der Diskussionen um die Sammlung Bührle schenkt die Hermitage in Lausanne deren Geschichte “besondere Aufmerksamkeit”, wie sie im Vorfeld angekündigt hat. Originale Dokumente geben Aufschluss über die Käufe und erlauben dem Besucher, die “zuweilen komplexe Herkunft dieser Meisterwerke zu verstehen”.

Die Ausstellung beginnt mit einer Reihe Porträts von Frans Hals bis Ingres, Corot, Courbet, Fantin-Latour und Renoir. Delacroix und Daumier veranschaulichen den Einfluss der Romantik und des Realismus auf die moderne Malerei. Werke von Bonnard, Vuillard, Braque, Derain, Toulouse-Lautrec, Modigliani oder Picasso stehen für die Neuausrichtung der Kunst um 1900.

Im Mittelpunkt der Ausstellung aber stehen Bilder französischer Impressionisten wie Manet, Degas, Renoir, Monet, Pissarro und Sisley und solche der berühmten Nachimpressionisten Cézanne, Gauguin und Van Gogh. Diese Werke sind die wertvollsten Perlen der Sammlung Bührle.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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