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SBG kritisiert die sich immer weiter öffnende Lohnschere

(Keystone-SDA) Exzessive Löhne in den Teppichetagen sind nur die Spitze des Eisbergs. Während Normalverdiener kaum mehr zum Leben haben, steigen die Löhne der Gutverdienenden unverhältnismässig stark. Das zeigt der Verteilungsbericht des Gewerkschaftsbunds.

Für den Bericht nahm der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) die Lohnentwicklung 1998 bis 2008 unter die Lupe, wie sein Chefökonom Daniel Lampart am Dienstag vor den Medien in Bern erklärte. Nach Abzug der Teuerung blieben den bestbezahlten 10 Prozent der Arbeitnehmer 10,3 Prozent mehr, das oberste halbe Prozent hatte sogar 28 Prozent mehr im Portemonnaie.

Die öffentlich kritisierten Managerlöhne einiger sind demnach nicht Einzelfälle, die Zahl der Gehaltsmillionäre stieg seit 1997 von 510 auf 2824. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) wuchs in den zehn beobachteten Jahren um 9,1 Prozent. Gleichzeitig stiegen die mittleren und tieferen Löhne nur um 2 bis 4 Prozent.

Ungleiche Verteilung

Fazit: Der steigende Reichtum kommt einigen wenigen Spitzenverdienern zu gute. Die Lohnschere ist kein Phänomen mit einzelnen Abzockern, sondern ein Strukturproblem. Eine der Hauptursachen ortet der SGB in den Bonus-Zahlungen und der individualisierten Lohnpolitik. Die Lohnanstiege verteilten sich in Branchen mit Gesamtarbeitsverträgen gleichmässiger.

Dass die tiefen Löhne in dieser Entwicklung nicht noch mehr abgehängt wurden, begründet die Gewerkschaftsdachorganisation mit der Mindestlohnkampagne.

Nicht nur bei den Löhnen selbst, auch bei den Belastungen auf den Löhnen macht die Untersuchung Verschiebungen zugunsten der Topverdiener dingfest. Die gemäss SGB oberschichtfreundliche Steuer- und Abgabenpolitik senkte diesen Budgetposten für eine Familie mit hohem Einkommen von 1998 bis 2008 um 5900 Franken im Jahr.

Tiefe Einkommen wurden dagegen kaum entlastet – im Gegenteil. Allein die gestiegenen Krankenkassenprämien belasten tiefe Einkommen mit 3100, mittlere mit 3000 Franken zusätzlich pro Jahr. Zwar stiegen die Prämien auch für reiche Haushalte, ihre Mehrbelastung fiel relativ gesehen aber geringer aus.

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