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Seit Putschversuch: Türkinnen und Türken stellen mehr Asylgesuche

Seit dem türkischen Putschversuch im Juli 2016 werden viele Verdächtige inhaftiert. Das führt dazu, dass viele Türken flüchten und unter anderem in der Schweiz Asyl stellen. (Archivbild) KEYSTONE/AP/BURHAN OZBILICI sda-ats

(Keystone-SDA) Seit dem Putschversuch gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Juli 2016 sind in der Schweiz deutlich mehr türkische Asylgesuche eingegangen als vorher. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) führt dies auf die türkische Innenpolitik zurück.

“Die Zunahme der Zahl türkischer Asylsuchender ist auf die innenpolitischen Entwicklungen in der Türkei zurückzuführen”, bestätigte Lukas Rieder vom Staatssekretariat für Migration (SEM) am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA einen Bericht der NZZ am Sonntag. Seit dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 habe die Zahl analog zu anderen europäischen Ländern auch in der Schweiz sukzessive zugenommen.

Laut Berechnungen der NZZ sind seit August 2016 rund 2800 Asylgesuche eingegangen. In den drei Jahren zuvor waren es rund 1200 Gesuche, also nicht einmal die Hälfte gewesen. Das SEM bestätigte auf Anfrage “die Grössenordnung” der Zahlen. Der Anstieg der Gesuche würde entsprechend mehr als 130 Prozent betragen.

Von den Gesuchen werden viele gutgeheissen und die Türkinnen und Türken als Flüchtlinge anerkannt. Die sogenannte Anerkennungsquote beträgt laut NZZ in diesem Jahr 62 Prozent. “Offenbar erfüllen viele Gesuchsteller aus der Türkei die gesetzlichen Voraussetzungen, um als Flüchtling anerkannt zu werden”, so Rieder.

Seit dem Putschversuch sind es drei Jahre her. Am 15. Juli 2016 hatte ein Teil des Militärs versucht, die Regierung Erdogan zu stürzen und die Macht in der Türkei zu ergreifen. Bei heftigen Gefechten mit regierungstreuen Militärs und Polizisten in Ankara und Istanbul wurden 251 Menschen getötet und fast 2200 verletzt. Auch dutzende Putschisten wurden getötet.

Der Putschversuch prägt bis heute die Politik der Türkei sowie ihr Verhältnis zu ihren Verbündeten. Mehr als 150’000 Staatsbedienstete wurden seither entlassen und über 55’000 Verdächtige inhaftiert. Noch immer gibt es fast wöchentlich Festnahmen gegen mutmassliche Gülen-Anhänger.

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