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Senioren unterschätzen eigenes Fehlverhalten im Strassenverkehr

Senioren schätzen ihr Fehlverhalten beim Autofahren zu niedrig ein. Dies, obwohl die Unfallhäufigkeit ab siebzig Jahren wieder ansteigt. (Symbolbild) Keystone/DPA dpa-Zentralbild/Z1022/_PATRICK PLEUL sda-ats

(Keystone-SDA) Falsche Selbsteinschätzung: Senioren schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen beim Autofahren ein Fehler passieren könnte, als relativ gering ein. Die Auswertung von Unfallzahlen zeigt aber, dass die Unfallhäufigkeit ab einem Alter von 70 kontinuierlich ansteigt.

Das ist das Fazit einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Versicherungsgesellschaft AXA. Demnach schätzen die Befragten zwischen 65 und 75 Jahren ihr eigenes Fehlverhalten im Verkehr nur etwa halb so hoch ein wie die 45- bis 54-Jährigen. Noch grösser ist der Unterschied zu den jüngeren Autofahrern.

Das Risiko eines Sekundenschlafs etwa beurteilen 18 Prozent der Junglenker als hoch, von den 45 bis 54-Jährigen 9 Prozent und von den über 65-Jährigen nur 6 Prozent. Ähnliche Ergebnisse zeigen die Umfragewerte für das Risiko, zu schnell zu fahren und einen Fussgänger zu übersehen.

Diese subjektive Einschätzung der Senioren deckt sich nur teilweise mit der Schadensbilanz. Die Unfallhäufigkeit nimmt mit zunehmendem Alter zwar ab, steigt ab dem 70. Altersjahr jedoch wieder an.

Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit sinkt

“Zahlreiche ältere Autolenkerinnen und Autolenker sind zwar sehr sicher unterwegs, da sie oftmals einen ruhigen Fahrstil haben, weniger zu Stosszeiten unterwegs sind und ihr Zeitdruck oftmals weniger gross ist”, liess sich Unfallforscherin Bettina Zahnd in der Mitteilung zitieren.

Ab einem gewissen Alter sinke allerdings die Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit. Zudem könnten körperliche Beschwerden, Krankheiten oder Medikamente die Fahrtauglichkeit einschränken.

Die AXA möchte ältere Autofahrer deshalb ermutigen, sich kritisch mit ihrer Fahrtauglichkeit auseinanderzusetzen und diese regelmässig untersuchen zu lassen. Die Versicherung hat für ihre Auswertungen tausend Autofahrerinnen und Autofahrern in der Schweiz befragt.

Parlament diskutiert über Thema

Im Parlament ist ein Vorstoss zum Thema hängig. Der Nationalrat will Autofahrer erst ab 75 Jahren zur regelmässigen medizinischen Kontrolluntersuchung schicken statt wie heute mit 70 Jahren. Die Mehrheit ist überzeugt, dass die Altersgrenze erhöht werden kann, da die heutige Rentnergeneration generell rüstiger sei.

Seniorinnen und Senioren seien gut in der Lage, über ihre Fahrfähigkeit Rechenschaft abzulegen, hiess es. SP und Grüne sprachen sich gegen die Gesetzesänderung aus, der Bundesrat jedoch dafür. Er will aber mit Informations- und Sensibilisierungskampagnen dafür sorgen, dass sich ältere Automobilisten mit ihrer Fahreignung auseinandersetzen. Das Geschäft geht nun an den Ständerat.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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