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Swisscom in der Kritik für Überwälzung der Postschalter-Gebühren

23 Prozent der Swisscom-Kunden bezahlen ihre Handy-Rechnungen immer noch mit dem orangen Einzahlungsschein am Postschalter. (Symbolbild) Keystone/MARTIN RUETSCHI sda-ats

(Keystone-SDA) Ab Februar 2017 müssen Swisscom-Kunden, die ihre Rechnung am Postschalter bezahlen, die Gebühren dafür selber übernehmen. Der Preisüberwacher kritisiert diese Praxisänderung.

23 Prozent der Swisscom-Kundinnen und -Kunden begleichen ihre Rechnung für die Festnetz- und Mobiltelefonie immer noch mit dem Einzahlungsschein am Postschalter, wie der Preisüberwacher am Donnerstag in seinem Newsletter mitteilte.

Für sie hätten sich die Abonnements-Preise für den Telefonanschluss ab dem 1. Februar dieses Jahres um 95 Rappen auf 26.30 Franken erhöht, bei einem Abo mit Internet um 1.30 Franken auf 60.70 Franken. Gemäss Swisscom variieren die Gebühren je nach Betrag von 90 Rappen bis 1.80 Franken.

Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisiert vor allem, dass damit die Preise der Grundversorgung über die Preisobergrenze hinaus verteuert würden. Die Swisscom verstosse so gegen die Verordnung über Fernmeldedienste. Er habe die Kommunikationskommission deshalb aufgefordert, zu intervenieren, schrieb der Preisüberwacher.

Zwar habe die Swisscom das Recht, die Preise nach dem Verursacherprinzip festzulegen. Doch die Gebühren für Bezahlungen am Schalter seien schon vor der Vergabe der Grundversorgungskonzession 2008 bekannt gewesen. Ausserdem seien die Kosten von Swisscom für die Leistung der Grundversorgung rückläufig.

Der Preisüberwacher ist deshalb der Meinung, dass Swisscom denjenigen Kundinnen und Kunden, die ihre Rechnung mit billigen Zahlungsmethoden begleichen, einen Rabatt gewähren sollte, anstatt diejenigen zu bestrafen, die den Postschalter nutzen.

Swisscom verteidigt sich

Die Swisscom teilte in einer Stellungsnahme mit, sie sei der Ansicht, dass die Überwälzung der Postgebühren die festgelegte Preisobergrenze in der Grundversorgung nicht tangiere. Denn “der vertraglich vereinbarte Preis für die erbrachte Leistung” bleibe gleich. Swisscom habe ausserdem den Sachverhalt rechtlich abgeklärt. Auch das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) habe keine Bedenken geäussert.

Die Swisscom sei nicht verpflichtet, ihren Kunden sämtliche Zahlungsmöglichkeiten gratis anzubieten. Es gebe zahlreiche kostenlose Alternativen, wie Lastschriftverfahren, E-Rechnung oder Internet-Banking. Swisscom erachte es als “fair”, wenn diejenigen Kunden für den Service der Post bezahlten, die ihn auch tatsächlich nutzten. Das Unternehmen könne damit mehrere Millionen Franken pro Jahr einsparen.

Die anderen Telekommunikationsanbieter verlangen die Postschalter-Gebühr bereits seit einer Weile zurück: Bei Salt sind es gemäss dem Vergleichsportal Verivox zwischen 0.95 und 1.90 Franken, bei Sunrise 2 Franken mit einem orangen und 5 Franken mit einem roten Einzahlungsschein und bei Cablecom 2 Franken mit einen orangen und 7.50 Franken mit einem roten Einzahlungsschein.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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