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Türkische Staatsanwaltschaft fordert 15 Jahre Haft für Dündar

Der ehemalige Chefredaktor der Zeitung "Cumhuriyet" lebt in Deutschland im Exil - in seiner Heimat Türkei droht ihm erneut eine Haftstrafe wegen Terrorunterstützung. (Archiv) KEYSTONE/EPA/SASCHA STEINBACH sda-ats

(Keystone-SDA) Dem ehemaligen Chefredaktor der Zeitung “Cumhuriyet”, Can Dündar, droht in der Türkei erneut eine mehrjährige Haftstrafe. Die Staatsanwaltschaft wirft Dündar Unterstützung einer Terrororganisation vor, wie die “Cumhuriyet” am Mittwoch berichtete.

Sie fordert dafür bis zu 15 Jahren Haft. Angeklagt sind in dem Fall auch der Hauptstadt-Büroleiter der “Cumhuriyet”, Erdem Gül, und der Abgeordnete der Oppositionspartei CHP, Enis Berberoglu.

Hintergrund sind Berichte und Bildmaterial aus dem Jahr 2015, in dem die “Cumhuriyet” Informationen veröffentlichte, die Waffenlieferungen der Regierung an Rebellen in Syrien belegen sollen.

Die Staatsanwälte, die damals anordneten, den Lastwagen zu durchsuchen, sollen der Bewegung um den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen nahestehen. Die Türkei betrachtet diese inzwischen als Terrororganisation und macht sie für den Putschversuch vom 15. Juli 2016 verantwortlich.

Der Staatsanwalt erklärte nach Angaben der “Cumhuriyet” in einem schriftlichen Plädoyer, Dündar, Gül und Berberoglu hätten mit der Veröffentlichung von Bildern des Lastwagens der Gülen-Bewegung “wissentlich und absichtlich” geholfen, “ohne in ihrer Hierarchie involviert” zu sein.

Bereits verurteilt

Wegen der Veröffentlichungen wurden Dündar und Gül in einem anderen Verfahren bereits zu mehrjährigen Haftstrafen wegen Geheimnisverrats verurteilt. Berberoglu war wegen der Berichte in einem anderen Verfahren zunächst zu 25 Jahren wegen Geheimnisverrats verurteilt worden.

Ein Berufungsgericht entschied im Oktober, dass der Fall neu aufgerollt werden müsse, Berberoglu ist aber noch in Untersuchungshaft. Gegen Dündar – der im deutschen Exil lebt – und 16 weitere “Cumhuriyet”-Mitarbeiter läuft ausserdem noch ein anderer Prozess wegen Terrorvorwürfen.

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