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Ugandische Rebellenarmee entführt Kinder in den Kongo

(Keystone-SDA) Nairobi – Die ugandische Rebellenorganisation “Widerstandsarmee des Herrn” (LRA) hat in den vergangenen Monaten rund 700 Menschen entführt, mindestens ein Drittel davon Kinder. Dies geht aus einer Studie der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hervor.
Die LRA setze ihre brutale Kampagne fort, Kinder aus ihren Dörfern zu entführen und zum Töten zu zwingen, sagte Anneke Van Woudenberg, Afrika-Expertin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), zu der am Donnerstag veröffentlichten Studie.
Die Opfer stammten aus dem nördlichen Kongo, wo sich die LRA-Kämpfer mit ihrem Kommandanten Joseph Kony verschanzt haben, aber auch aus der Zentralafrikanischen Republik und dem Südsudan. Bei den Entführungen handle es sich um eine organisierte Kampagne, die in den vergangenen Wochen noch intensiviert worden sei und die von Konys Stellvertreter geleitet werde.
Für den Bericht befragte HRW mehr als 520 Menschen im Nordkongo und der Zentralafrikanischen Republik, unter ihnen 90 LRA-Opfer, die entweder entkommen konnten oder frei gelassen wurden.
Aus Dörfern vertrieben
Wegen der Überfälle der LRA flohen in der Zentralafrikanischen Republik bis zu 20’000 Menschen aus ihren Dörfern, im Kongo gibt es nach HRW-Angaben etwa 54’000 Menschen, die durch den LRA-Terror vertrieben wurden.
Die Nichtregierungsorganisation “Enough Project” hatte in einem ebenfalls diese Woche publizierten Bericht von einer “brutalen Strategie” der LRA gesprochen. Die Rebellen sicherten sich durch systematische Entführungen und Vertreibungen im Nordostkongo ein Territorium, in dem sie sich vor Einsätzen der Regierungstruppen sicher fühlen könnten.
Die Organisation listete mehr als 50 Angriffe in den vergangenen Monaten auf. Seit 2008 seien fast 2500 Menschen bei LRA-Angriffen getötet worden, schätzte ein Mitarbeiter der NGO.
Vom Strafgerichtshof gesucht
Kony, der vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag als Kriegsverbrecher gesucht wird, führte fast 20 Jahre lang einen brutalen Bürgerkrieg in Norduganda. Vor fast fünf Jahren zogen sich die Rebellen wegen des zunehmenden Drucks und Erfolgs der ugandischen Regierungstruppen in den Kongo zurück.

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