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US-Wirtschaft schafft weniger Jobs als erwartet

Kandidaten bei einer Job-Börse in den USA: Der rasante Stellenaufbau flaut etwas ab. Keystone/AP/JULIO CORTEZ sda-ats

(Keystone-SDA) Angesichts der fast erreichten Vollbeschäftigung in den USA schwächt sich der rasante Stellenaufbau etwas ab. Die Regierung in Washington meldete am Freitag in ihrem Arbeitsmarktbericht für Dezember 148’000 neue Jobs.

In den beiden Vormonaten zusammen waren indes noch fast eine halbe Million Arbeitsplätze entstanden. Dieser Boom wurde teilweise durch Nachholeffekte nach den schweren Wirbelstürmen im September befeuert.

Im Gesamtjahr fiel das Beschäftigungsplus niedriger aus als 2016: Es wurden 2,1 Millionen Arbeitsplätze geschaffen, 100’000 weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote verharrte zum Jahresende 2017 bei 4,1 Prozent. Damit ist die US-Notenbank Fed praktisch am Ziel, denn sie strebt Vollbeschäftigung an.

Angesichts des konjunkturellen Aufschwungs hat die Fed im Dezember erneut die Zinsen um einen Viertelpunkt hochgesetzt – auf aktuell 1,25 bis 1,5 Prozent. Experten erwarten, dass sie angesichts des Arbeitsmarktbooms und der insgesamt rund laufenden Wirtschaft bereits im März nachlegen wird.

Ein Aufbau von monatlich insgesamt 100’000 Arbeitsplätzen gilt einer Faustregel zufolge bei der wachsenden US-Bevölkerung als nötig, um mit der Wirtschaftsentwicklung Schritt zu halten.

Dieses Ziel wurde auch im Dezember deutlich überschritten. “Trotz eines geringeren Stellenaufbaus bleibt die Jobmaschine intakt”, so Volkswirt Bernd Krampen von der NordLB. Ökonom Christoph Balz von der Commerzbank sieht einen stabilen Aufwärtstrend: “In einem reifen Aufschwung bei einem engen Arbeitsmarkt ist allerdings eine geringere Dynamik normal.”

Bau legt zu

Am Bau wurde im Dezember bei milden Wetter und vor Einsetzen der grossen Kältewelle zum Jahresende allerdings kräftig Personal eingestellt: Mit 30’000 neuen Arbeitsplätzen ergab sich das grösste Plus seit Februar. Die Warenhaus-Branche baute hingegen trotz eines gut laufenden Weihnachtsgeschäfts unter dem Strich 27’300 Stellen ab.

Die Entwicklung überraschte viele Experten, da jüngst beispielsweise die Kette Macy’s angekündigt hatte, sich mit 7000 zusätzlichen Mitarbeitern für den Kundenansturm zur Weihnachtszeit zu rüsten. Auch für den gesamten Arbeitsmarkt hatten viele Fachleute mit einem stärkeren Stellenaufbau auf 190’000 im Dezember gerechnet, zumal der Personaldienstleister ADP in einer Umfrage für die Privatwirtschaft ein Plus von einer Viertel Million Jobs ermittelt hatte.

An der Wall Street wollten die Händler den niedriger als erwartet ausgefallenen Stellenzuwachs nicht überbewerten: “Für den Moment wird der Markt darüber hinwegsehen”, sagte Chris Zacarelli, Investment-Stratege bei Independent Advisor Alliance. “Nächsten Monat werden wir sehen, ob es ein Trend ist.”

Steigende Löhne

Zugleich hielten die Dezember-Zahlen auch eine positive Überraschung bereit: Die Stundenlöhne stiegen im Durchschnitt um 0,3 Prozent und damit drei mal so stark wie erwartet. Die Notenbank hofft auf steigende Löhne, die für zusätzlichen Preisauftrieb sorgen könnten. Denn die Inflation ist seit langem niedriger als der Fed lieb ist.

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