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Wenn man es zuletzt erwartet, schlägt Thun zu

(Keystone-SDA) Das erste Berner Derby der Super-League-Saison 2017/18 bringt eine Sensation. Der punktelose FC Thun siegt in Bern gegen die verlustpunktlosen Young Boys 4:0. In der Pause führen die Gäste schon 3:0.

Ausgerechnet unter den Voraussetzungen, unter denen es ihnen kaum jemand zugetraut hätte, beendete die Mannschaft von Marc Schneider eine lang anhaltenden Negativserie in den Duellen mit den Stadtbernern. Der letzte Derbysieg glückte den Oberländern im Dezember 2013. Danach holten sie aus 14 Duellen nur noch 3 Punkte mit Unentschieden. Es war auch eine völlige Umkehr der Ereignisse der ersten drei Runden. Thun ging mit 0 Punkten und 1:6 Toren in den Match, YB mit 9 Punkten und 9:0 Toren.

Es lässt sich nicht eruieren, wie viel Unterschätzung des bemitleidenswerten Gegners, der bei den knappen Niederlagen gegen Sion und beim FC Zürich auch Pech gehabt hatte, im Team der Young Boys mitspielte. Jedenfalls spielte YB von Beginn nicht annähernd so engagiert und aufopferungsvoll wie in den Heimspielen gegen Basel und Dynamo Kiew. Sicher ist auch, dass die Thuner in der ersten Halbzeit jeden seiner drei guten Angriffe verwertete. Auch dies kontrastierte zu allem, was vorher in der noch jungen Saison passiert war.

Geradezu kurios war das Thuner Führungstor nach 12 Minuten. Denn es war eine haargenaue Kopie des Tores, mit dem Leonardo Bertone am Sonntag die Young Boys im Match gegen Lausanne in Führung brachte. Diesmal liessen sich die Berner selber von ebendieser Variante übertölpeln. Der Direktschuss ins Tor stammte von Sandro Lauper, der letzte Saison nur einmal getroffen hatte. Und auch am Schluss des Spiels liessen sich nicht Hoarau, Assalé oder andere als Matchwinner feiern. Sondern der junge Oltner Doppeltorschütze Marvin Spielmann, von Aarau via Wil letzten Frühling nach Thun gekommen, und Matteo Tosetti als dreifacher Assistgeber.

Den Young Boys ist zugute zu halten, dass sie in der zweiten Halbzeit alles unternahmen, um dem Match noch eine Wende zu geben – wie es ihnen im März gelungen war, als sie Thun daheim nach einem 0:2-Rückstand 3:2 besiegten. Die Berner erspielten sich – unter anderem mit einem Pfostenschuss von Roger Assalé – zu Beginn der zweiten Hälfte Chancen zuhauf.

Vielleicht schon im Hinblick auf das Champions-League-Playoffspiel vom nächsten Dienstag gegen ZSKA Moskau nahm Trainer Adi Hütter zahlreiche Änderungen vor. Diese werden sich vielleicht noch auszahlen, aber für das Spiel gegen Thun waren sie wohl eher kontraproduktiv. Hoarau und Bertone, Doppeltorschütze vom letzten Wochenende, kamen erst nach der Pause. In der Innenverteidigung wusste der erstmals eingesetzte, von Thun zurückgeholte Marco Bürki nicht zu überzeugen. Und der sich einer blendenden Form erfreuende Yoric Ravet war nicht einmal im Aufgebot. Der Franzose steht dem Vernehmen nach vor einem Wechsel in die Bundesliga zu Freiburg.

Young Boys – Thun 0:4 (0:3)

16‘863 Zuschauer. – SR Amhof. – Tore: 12. Lauper (Tosetti) 0:1. 24. Gelmi (Tosetti) 0:2. 43. Spielmann (Hediger) 0:4. 69. Spielmann 0:4.

Young Boys: von Ballmoos; Mbabu (71. Lotomba), Bürki, von Bergen, Benito; Fassnacht, Sanogo, Sow (46. Bertone), Sulejmani; Assalé, Nsamé (46. Hoarau).

Thun: Ruberto; Glarner, Bürgy, Gelmi, Facchinetti; Tosetti (91. Alessandrini), Hediger, Lauper, Spielmann (70. Da Silva); Rapp, Sorgic (85. Hunziker).

Bemerkungen: Young Boys ohne Seferi (verletzt) und Ravet (nicht im Aufgebot). Thun ohne Bigler, Rodrigues und Kablan (alle verletzt). Pfostenschuss: 52. Assalé. Verwarnungen: 16. Tosetti (Foul), 20. Gelmi (Foul), 38. Sanogo (Foul), 49. Sorgic (Reklamieren), 52. Rapp (Foul), 56. Benito (Foul), 75. Bertone (Foul).

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