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Wicky: “YB war diese sieben Punkte besser”

(Keystone-SDA) Im Frühling könnten sich YB und Basel einen harten Kampf um den Meistertitel liefern. Im Spitzenduell vom Sonntag in Basel haben beide Kontrahenten die Gelegenheit, noch im alten Jahr vorzusorgen.

Basels Trainer Raphael Wicky wies in der Medienkonferenz vor dem Hit im St.-Jakob-Park – bis zum Freitagnachmittag waren 30’300 Tickets verkauft – auf die bekannte Sechs-Punkte-Rechnung hin. Nach dem Spiel wird der Abstand zwischen Leader YB und Meister Basel je nach Ausgang zehn, sieben oder vier Punkte betragen. Wie wenig solche Abstände im Herbst bedeuten müssen, zeigte sich zum Beispiel in der Saison 2009/10, als die Young Boys bis zu 13 Punkte vor Basel lagen und der FCB dennoch seinen ersten von bis heute acht Meistertiteln am Stück gewann.

Wicky billigt den Bernern zu, dass sie im bisherigen Saisonverlauf um die sieben Punkte besser waren, um die sie nun voraus liegen. Der Walliser begründete es mit dem lange Zeit offensichtlichen Unterschied in der Konstanz der beiden Mannschaften und damit, dass sich die Berner nach vereinzelten schwächeren Leistungen jeweils umgehend auffingen. Dennoch sagte Wicky, was er unbedingt sagen musste: “Wir wollen gewinnen und den Rückstand auf vier Punkte reduzieren.” Und er fügte an: “Wir haben die Mittel, um YB zu schlagen.”

Wickys Gegenüber Adi Hütter stellte seiner Mannschaft nach den ersten gut drei Monaten der Saison ein positives Zeugnis aus: “Unsere Leistungen sind konstant gut.” Er habe mit den Spielern auch nach den Niederlagen in Lausanne und gegen Dynamo Kiew nicht hart ins Gericht gehen können. Die Leistungen seien beide Male gut gewesen, nur die Resultate nicht.

Hoaraus Ausfall kompensiert

Hütter ist erfreut darüber, dass der neuerliche verletzungsbedingte Ausfall von Goalgetter Guillaume Hoarau wenig oder überhaupt nicht ins Gewicht fällt. Neuzugang Jean-Pierre Nsame und Roger Assalé sind für den Franzosen in die Bresche gesprungen. Assalé erzielte in den letzten elf Wettbewerbsspielen elf Tore. YBs Torverhältnis von 32:11 in der Super League ist beeindruckend. Dennoch sagte Hütter vor dem Schlagerspiel: “Wir benötigen eine perfekte Leistung, um zu bestehen.” Schliesslich haben die Berner seit dessen Amtsübernahme im September 2015 noch nie in Basel gewonnen.

Im Auftaktspiel der Super League trumpften die Young Boys gross auf. Sie überliessen dem FC Basel vor 31’000 Fans im Stade de Suisse kaum eine Torchance und hätten deutlicher gewinnen können als durch zwei prächtige Tore von Yoric Ravet und Miralem Sulejmani.

Aber seither ist viel Wasser die Aare und den Rhein hinunter geflossen. “Rückschlüsse nach diesem Spiel kann man heute nicht mehr ziehen”, so Wicky. “Vieles hat sich verändert. Wir haben Delgado nicht mehr, YB hat Ravet nicht mehr, und Hoarau ist verletzt.”

Wicky persönlich hat in den vergangenen Wochen viele (möglicherweise voreilige) Kritiker zum Verstummen gebracht. Daran soll auch die jüngste Heimniederlage in der Champions League gegen ZSKA Moskau nichts ändern. Der Walliser sagte es deutlich: “Wir wurden in der zweiten Halbzeit für Fehler bestraft und liessen die Wende zu. Aber diese eine Halbzeit ist für mich nicht der Massstab für unsere Leistungen in der letzten Zeit. Wir hatten einen wirklich sehr guten Oktober.”

Erinnerungen an 2009/10

“Im November ist noch niemand Meister geworden”, sagte Hütter in der Medienkonferenz vor dem Spitzenspiel. Wie recht der Österreicher hat, wissen sie nirgends besser als in seinem Verein. Ein noch so grosser Vorsprung deutlich vor Weihnachten will nichts heissen.

Wer an ein spannendes Duell um die Meisterschaft zwischen Basel und den Young Boys denkt, erinnert sich beispielsweise an die Saison 2009/10. Nachdem sie den Titel zum dritten Mal in vier Jahren knapp dem Erzrivalen Zürich hatten überlassen müssen, starteten die Basler unter Christian Gross’ Nachfolger Thorsten Fink miserabel in die Saison. Nach acht Runden waren sie nur Siebte und hatten sie erst neun Punkte auf dem Konto, 13 Punkte weniger als Leader YB. Selbst nach 29 Runden hinkte der FCB, jetzt Zweiter, noch sechs Punkte hinter den Bernern her. Die 36. Runde brachte die Finalissima im Stade de Suisse. Basel siegte 2:0. Schlussstand: 1. Basel 80 Punkte. 2. YB 77 Punkte.

In der Winterpause hatte Basel einen Vertrag für die nachfolgende Saison mit dem damaligen Berner Schlüsselspieler Gilles Yapi abgeschlossen. Der Schachzug wirkte. Gegen Schluss der Saison kam immer mehr Unruhe in der Berner Verein. Der abtrünnige Ivorer wurde für die letzten Spiele, auch für jenes gegen Basel, von Trainer Vladimir Petkovic nicht mehr aufgeboten.

Die drei Super-League-Spiele vom Sonntag im Detail:

Basel – Young Boys (2:0). – Anspielzeit: 16.00 Uhr. – SR Schärer. – Absenzen: Suchy (gesperrt), van Wolfswinkel und Vailati (beide verletzt); Hoarau, Bertone und Seferi (alle verletzt). – Statistik: Drei Siege, vier Unentschieden und zwei Niederlagen aus den letzten neun Spielen sind für die Basler eine Bilanz, mit der sie nicht annähernd an die konstant guten Ergebnisse des Herbstes 2016 herankommen. In dieser Art trumpfen derzeit die Young Boys auf. Ihre Reihe von sechs Siegen liessen die Berner nur durch die überraschende Niederlage in Lausanne unterbrechen. Ab Oktober 2015 gewann Basel vier Duelle mit YB in Serie. Aus den weiteren vier Duellen seither holte der Meister jedoch nur noch einen Punkt.

Luzern – St. Gallen (2:0). – Anspielzeit: 16.00 Uhr. – SR Klossner. – Absenzen: Lustenberger, Schwegler, Follonier, Arnold und Schindelholz (alle verletzt); Toko und Ajeti (beide verletzt). – Fraglich: Schürpf; – . – Statistik: Der FC Luzern, neuerdings das Schlusslicht, muss schleunigst aus der argen Baisse finden. Die Innerschweizer holten aus den letzten sieben Spielen nur einen Punkt und erzielten in den letzten vier Spielen nur ein Tor. Die St. Galler kommen mit dem Hochgefühl aus dem 3:1-Sieg gegen GC nach Luzern. Jedoch: Aus den letzten vier Direktbegegnungen holten die Luzerner zehn Punkte.

Thun – Lugano (1:4). – Anspielzeit: 16.00 Uhr. – SR Schnyder. – Absenzen: Bigler, Rodrigues, Schäppi, Alessandrini und Tosetti (alle verletzt); Jozinovic und Guidotti (beide verletzt). – Fraglich: Glarner, Bürgy und Facchinetti; Yao. – Statistik: Es ist das Spiel zweier Sieger der letzten Runde. Die Tessiner konnten seit ihrem Wiederaufstieg im Sommer 2015 in Thun nie gewinnen. Die letzten zwei Duelle mit den Berner Oberländern entschied Lugano in Heimspielen für sich.

Rangliste: 1. Young Boys 13/29 (32:11). 2. Basel 13/22 (20:12). 3. Zürich 14/22 (16:11). 4. St. Gallen 13/21 (20:23). 5. Grasshoppers 14/20 (23:20). 6. Lausanne-Sport 14/16 (22:27). 7. Thun 13/14 (22:25). 8. Sion 14/14 (14:22). 9. Lugano 13/12 (12:23). 10. Luzern 13/11 (14:21).

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