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Wissenschaftler fordern Veröffentlichung von Guttenberg-Bericht

(Keystone-SDA) Führende Vertreter der Wissenschaft haben die Veröffentlichung des Untersuchungsberichts zur Doktorarbeit des früheren deutschen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg gefordert.

Wer in der Öffentlichkeit Ruhm erfahren habe, müsse auch akzeptieren, dass sein Fehlverhalten öffentlich werde, sagte der Präsident des Deutschen Hochschulverbands, Bernhard Kempen, am Montag “Spiegel Online”.

Guttenberg brüskiere seine Universität Bayreuth, wenn er gegen die Veröffentlichung ihres Berichts vorgehe, sagte Kempen. Auch die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz Margret Wintermantel sprach sich für eine Veröffentlichung aus.

Klara Obermüller: “Grotesk”

Die Schweizer Journalistin Klara Obermüller kritisierte Guttenbergs Versuch, die Veröffentlichung des Berichts juristisch zu verhindern. “Was Guttenberg macht, ist grotesk”, sagte Obermüller der “Frankfurter Rundschau”.

Er habe ein sehr eigenartiges Krisenmanagement und mache einfach alles falsch. Verklagen wolle sie Guttenberg derzeit zwar nicht. “Aber ich bin absolut der Meinung, dass er die Universität den Bericht veröffentlichen lassen muss.”

Der wegen des Skandals um seine Doktorarbeit zurückgetretene Minister hatte in der Arbeit unter anderem aus einem Leitartikel Obermüllers abgeschrieben.

Anwalt sieht Vorverurteilung

Guttenbergs Anwalt hatte von einer Vorverurteilung durch die Universität Bayreuth gesprochen, die Guttenberg wegen der Plagiatsvorwürfe seinen Doktortitel aberkannt hatte. In einem Brief an die Universität forderte der Anwalt, dass der in Arbeit befindliche Bericht einer Kommission zu den Vorwürfen nicht veröffentlicht wird.

Die Uni weist den Vorwurf der Vorverurteilung zurück und strebt eine Veröffentlichung an.

Guttenberg soll bei seiner im Fach Jura an der Uni Bayreuth abgegebenen Dissertation im grossen Stil abgeschrieben haben, ohne dies als Zitate zu kennzeichnen. Wegen der Affäre erklärte Guttenberg am 1. März seine Rücktritt und zog sich danach von allen politischen Ämtern zurück.

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