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Zwei Favoriten und zwei Gastgeber

(Keystone-SDA) Zum vierten Mal findet eine Eishockey-WM in zwei Ländern statt. Die Favoriten beim heute Abend beginnenden Turnier in Köln und Paris sind dieselben wie jedes Jahr: Kanada und Russland.

Einen ersten Vorgeschmack, wie stark die Kanadier auch in diesem Jahr wieder sind, erhielten am Dienstag in Genf die Schweizer, die bei der 1:4-Niederlage von den NHL-Profis regelrecht vorgeführt wurden. Mit Stars vor allem im Sturm wie Ryan O’Reilly, Nathan MacKinnon oder Claude Giroux reisten die Olympiasieger und Titelverteidiger nach Europa. Ihr Ziel: der dritte WM-Titel in Folge.

Damit würden die Kanadier zu Rekordweltmeister Russland aufschliessen, der bisher 27 Mal den Pokal in die Höhe hat stemmen dürfen. Die Russen sind in den kommenden zweieinhalb Wochen auf Revanche aus, nachdem sie letztes Jahr an ihrer Heim-WM mit Bronze haben vorlieb nehmen müssen. Den letzten ihrer WM-Titel gewannen die Russen vor drei Jahren in Weissrussland.

Den beiden Eishockey-Grossmächten bis zum Final am Sonntag, 21. Mai, in Köln die Goldmedaille am ehesten streitig machen dürften Schweden und Finnland. Insbesondere bei den Schweden kündigt sich eine starke Mannschaft an.

Bittere Erinnerung an 2010

Die Franzosen gehören ebenso wie Deutschland, der zweite Gastgeber, nicht zu den Anwärtern auf eine Medaille. Ein gutes Ergebnis und der Einzug in die Viertelfinals sind aber beiden Teams zuzutrauen. Deutschland erreichte an seiner letzten Heim-WM 2010 Platz 4 – unter anderem dank einem 1:0-Sieg im Viertelfinal gegen die Schweiz.

Es war die wohl bitterste Niederlage in der Ära von Sean Simpson. Unvergesslich: Nach der Schlusssirene entluden sich die Emotionen in einer Massenschlägerei, bei der sich Timo Helbling wild um sich schlagend eine blutende Nase zuzog und selbst Mitglieder des deutschen Trainerstabs mitprügelten.

Für Deutschland war es die beste WM-Klassierung der Neuzeit. Seither erreichten die Erzrivalen der Schweiz nur noch 2011 in der Slowakei und letztes Jahr in Russland die Viertelfinals.

Auch die Franzosen, deren Spielerstamm seit Jahren derselbe ist und die entsprechend als eingespielt gelten, sind jederzeit für eine Überraschung gut. Sie waren letztmals 2014 unter den ersten acht vertreten. Damals bezwang das Team des langjährigen Trainers Dave Henderson unter anderen Kanada zum Auftakt sensationell mit 3:2 nach Penaltyschiessen.

Bereits 1930 gemeinsam

Während in Deutschland bereits zum siebten Mal eine Eishockey-WM stattfindet, ist Frankreich erst zum dritten Mal der Organisator – zum ersten Mal seit 1951, als die Partien ebenfalls in Paris stattfanden.

Gastgeber war Frankreich (mit Chamonix) auch im Jahr 1930, als eine WM erstmals auf mehrere Nationen aufgeteilt wurde. Damals veranstalteten die Franzosen schon einmal gemeinsam mit Deutschland (und Österreich) ein Turnier. Ein gutes Omen: die Schweiz gewann vor 87 Jahren die Bronzemedaille. Die anderen Weltmeisterschaften mit zwei gastgebenden Ländern wurden 2012 und 2013 in Schweden und Finnland ausgetragen.

Der Modus bleibt identisch

Um in die K.o.-Phase vorzustossen, müssen die Schweizer in der acht Teams umfassenden Gruppe mindestens den 4. Rang erreichen; den Modus beliess der Internationale Verband (IIHF) im Vergleich zu den Vorjahren. Die beiden Gruppenletzten steigen ab und werden nächstes Jahr durch die Aufsteiger Österreich und Südkorea ersetzt.

Einzig Dänemark als kommender Gastgeber kann nicht absteigen. Werden die Nordländer Letzte, würde einer der beiden Zweitletzten den Gang in die B-Gruppe antreten müssen.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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